Mobiles Arbeiten

Büro unterwegs: Das leisten Coworking-Anbieter

Wer unterwegs oder auf Dienstreise nicht nur ein paar E-Mails abrufen, sondern produktiv arbeiten muss, benötigt einen richtigen Arbeitsplatz. Den bieten sogenannte Coworking-Spaces oder Popup-Offices. Sie locken mit schicker Einrichtung, entspannter Atmosphäre – und gleichgesinnten Co-Workern, die einen auf neue Ideen bringen.
 
Sie sehen aus wie ein Café im Studentenviertel, eine Senator-Lounge im Flughafen oder ein Künstleratelier – nur wie ein normales Büro sehen sie nicht aus. Doch gerade hier soll man besonders produktiv arbeiten können. Das zumindest versprechen die Anbieter der Coworking-Spaces oder Popup-Offices, die seit einigen Jahren überall in den Grossstädten dieser Welt entstehen, auch in der Schweiz. Die Coworking-Spaces sind für mobile Mitarbeiter, Aussendienstler oder Manager auf Dienstreise gedacht, die unterwegs kurzfristig einen Arbeitsplatz benötigen. Wer also auf der Durchreise ist, ein Meeting mit einem Geschäftspartner hat oder während der dreitägigen Konferenz nebenher noch zu tun hat, ist hier an der richtigen Adresse.
 
 

Sitzplatz, Büro oder Meetingraum

Die neuen Büros lassen sich kurzfristig übers Web buchen, in einigen kann man sogar spontan vorbeikommen. Flexibel sind die Anbieter auch bei den Zeiten. Die Arbeitsplätze lassen sich für mehrere Monate oder Wochen, regelmässig für bestimmte Wochentage, spontan nur für einen Tag oder sogar nur für eine Stunde reservieren. Flexibilität ist auch bei der Gestaltung der Arbeitsplätze angesagt. Neben klassischen abschliessbaren Büros bieten alle Dienstleister auch Sitzungs- oder Konferenzräume an. Das typische Equipment für Meetings, also Beamer und Flipchart, ist bei Bedarf und gegen Geld ausleihbar. Das eigene Notebook sollte man aber schon dabeihaben. Das dürfte den meis­ten auch lieber sein. Wer in den Ferien schonmal ein Internet-Café aufgesucht und da auf einer klebrigen Tastatur herumgetippt hat, weiss warum. Abgesehen davon stehen die Betreiber der Coworking-Spaces dafür ein, dass Büros und Schreibtische regelmässig gereinigt und alle Räume gelüftet werden. Ursache für den Boom sind die schnellen Veränderungen in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung. Nahezu alle Mitarbeiter verfügen heute über Notebook, Tablet sowie Smartphone und können daher unterwegs arbeiten. Was die Unternehmen nicht ungern sehen, denn wenn immer ein Teil der Mitarbeiter unterwegs arbeitet, muss die Firma weniger Arbeitsplätze in den eigenen Räumen einplanen und spart so Geld. Zudem gibt es ein stetig wachsendes Heer an Selbständigen und Freiberuflern, die nur noch projektbezogen für ein Unternehmen arbeiten und deshalb auch keinen festen Arbeitsplatz mehr bekommen.
 
 

Voraussetzung: eigener Laptop

Doch die digitalen Nomaden haben in den letzten Jahren auch erfahren, dass Arbeiten unterwegs seine Tücken hat. Zuerst muss man sich ein Plätzchen suchen, an dem nicht die Sonne direkt aufs Display scheint und nicht jeder Passant sieht, was man da gerade schreibt. Bequeme Sitzgelegenheiten sind im öffentlichen Raum auch rar und wer schon einmal versucht hat, einen längeren Text oder eine Präsentation auf dem Tablet zu fabrizieren, weiss: Das macht keinen Spass. Hier sind die neuen Coworking-Spaces eine ideale Lösung. Sie bieten einen vernünftigen Arbeitsplatz mit Schreibtisch und Bürostuhl. Zusätzlich stehen fast immer Drucker oder Scanner zur Verfügung. Die Dienstleister springen auch insofern in die Bresche, als die SBB Ende 2016 ihre Erste-Klasse-Business-Lounges in den Bahnhöfen Zürich und Genf geschlossen haben. Voraussetzung für den Kunden ist neben dem eigenen Notebook nur, dass er auf die Daten in der Firma zugreifen kann, entweder über die Cloud oder über eine gesicherte Verbindung ins Firmennetzwerk. Ein weiterer Vorteil: Man kann sich auch abseits des eigenen Firmensitzes mit Geschäftspartnern oder Kunden treffen. Denn grosse Räume für Meetings sind ein fester Bestandteil bei fast allen Dienstleistern. Wer will, kann dann in der Regel auch gleich Getränke und die passende Verpflegung ordern.
 
 

Kreative Atmosphäre

Besonders stolz sind die Betreiber  der Coworking-Spaces auf ihre Gemeinschaftsräume. Hier bekommt der Kunde nur einen Schreibtisch zugeteilt, den Raum teilt er sich mit den digitalen Nomaden aus anderen Branchen. Nach Überzeugung der Anbieter entsteht so eine besonders kreative und produktive Atmosphäre. Etwa, wenn man sich in der Küche einen Espresso zieht und dabei mit einem Menschen ins Gespräch kommt, der vielleicht als Freelancer im Bereich Grafik unterwegs ist. Den produktiven Gedankenaustausch pflegen die Kunden auch in der Loung­e. Hier verzehrt man vielleicht gerade sein Sandwich oder surft im Web und plauscht währenddessen mit dem Kollegen vom Schreibtisch. So sind schon manch wertvolle Kontakte und gemeinsame Projekte entstanden.
 
 

Lifestyle und Arbeit

Die lifestylige Einrichtung der Coworking-Spaces soll ebenfalls zur kreativen Atmosphäre beitragen. Anbieter wie Cric Crac Croc, Voisins oder Effinger setzen bewusst auf die verführerische Kombination aus kreativ-verspieltem Ambiente und Produktivität. Andere Dienstleister wie etwa der Technopark in Zürich halten sich beim Styling eher zurück und setzen auf nüchterne, funktional gestaltete Büros. Ob das schicke Ambiente am Ende wirklich zu mehr Produktivität beiträgt, muss jeder selbst ausprobieren. Spass macht das Arbeiten in dieser ungewöhnlichen Umgebung auf jeden Fall. M
 
 
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Mehmet Toprak ist freischaffender Journalist.

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