Incentives

Mehr als nur Geld

Wer seine Mitarbeiter bei der Stange halten will, muss ihnen auch etwas bieten. Incentives, heisst das auf Neudeutsch. Dazu zählen Geschenke zu verschiedenen Anlässen, aber auch Benefits, bei denen Mitarbeiter günstige Konditionen bei verschiedenen Partnern erlangen können. Wir stellen Unternehmen mit Lösungen vor.
 
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt man. In der Arbeitswelt sollen kleine Geschenke aber eher Motivation und Leistung hochhalten. Das kann klappen – aber nur, wenn die anderen Faktoren wie Entlöhnung, Wertschätzung, Arbeitsplatz und Arbeitskollegen auch stimmen. Geschenke allein können kaum jemanden bei der Stange halten. 
 
Wie dem auch sei: Das Thema Geschenke landet in schöner Regelmässigkeit auf den Schreibtischen der hiesigen Assistentinnen. Und die dürfen sich dann eins ums andere Mal mehr oder weniger kreative Ideen aus den Fingern saugen. Dass dafür im Tagesgeschäft oft keine Zeit bleibt, ist klar. Und so bleibt es dann oft beim Blumenstrauss und der Flasche Wein. 
 
Oder beim Geldgeschenk. Denn hier, so die Logik, könne sich ja jeder kaufen, was er gern hätte. Robin Frei, Co-Gründer von  Bontique, hat da jedoch Einwände: «100 Franken verpuffen, wenn sie einfach auf der Lohnabrechnung auftauchen.» Er stellt eine einfache Rechnung auf: Auf 500 Franken Geschenk zahlt ein Mitarbeiter circa acht Prozent Lohnnebenkosten und circa 15 Prozent Steuern. Da bleiben grad mal 390 Franken übrig. Und das Unternehmen zahlt wegen der Lohnnebenkosten auch noch 40 Franken drauf.» 
 
 

Emotionslose Kohle

Klingt nach einer klassischen Lose-lose-­Situation. Hinzu kommt noch: «Geld ist weder nachhaltig noch emotional», so Frei. «Das haben verschiedene Studien gezeigt.» 
 
Mit seinem Unternehmen will er es besser machen: Seine Kunden können bei ihm Geschenkgutscheine kaufen. Aber keine Geschenkgutscheine im klassischen Sinn, bei denen der Kunde am Ende in einem bestimmten Bücherladen neue Lektüre kaufen kann. Bontique-Checks lassen sich bei 85 Partnern einlösen – darunter sind Anbieter aus allen möglichen Bereichen: Hotels, Wellness, Onlineshops, Freizeit, Detailhandel, Sport, Möbel und Lifestyle. Knapp 2000 Angebote stehen für die Beschenkten so zur Verfügung.
 

«Wir leben in Zeiten sinkender Löhne. Unternehmen müssen sich etwas einfallen ­lassen.»

 
«Ein physisches Geschenk, das allen gefällt, gibt es nicht und mit einem Gutschein kann sich jeder selbst etwas aussuchen. Unsere Bontique-Checks sind zudem persönlich und individuell zugleich», so Frei. Die Gutscheine von Bontique lassen sich auf der Website vom Kunden selbst erstellen und ausdrucken. 
Ausserdem sieht sich das Unternehmen auch als Ideenlieferant und greift den Unternehmen dadurch bei der zeitraubenden Suche nach dem geeigneten Mitarbeitergeschenk zusätzlich unter die Arme.
 
 

Mehr bieten bei gleichen Löhnen

Einen Ansatz, der weiter geht, verfolgt das neugegründete Unternehmen Swibeco (kurz für Swiss Benefits Company). Gründer Ivan Brustlein hat sich dem Thema Benefits verschrieben, nachdem er gesehen hat, wie dieses in anderen Ländern schon länger gehandhabt wird. «In den USA oder Grossbritannien kümmern sich Unternehmen nicht mehr selbst um das Management von Benefits für ihre Mitarbeitenden», weiss er. Vielmehr arbeiteten die Unternehmen mit professionellen Plattformen zusammen und ermöglichen ihren Mitarbeitenden so spezielle Konditionen, die diese als normale Kunden nicht erhalten würden. Dafür zahlen die Unternehmen einen fixen Betrag pro Mitarbeiter, den Rest erledigt und verwaltet Swibeco.
 
 

Angebote nicht immer zugänglich

Die Unternehmenslandschaft der Schweiz ist von KMU geprägt und diese hätten in der Regel keine systematischen Goodies für ihre Mitarbeitenden. Und auch bei den Grossen hapert es laut Brustlein: «Ich war erstaunt, wie wenige Grossunternehmen hier einheitliche und leicht zugängliche Benefits anbieten», so Brustlein. Natürlich hätten manche Koopera­tionen mit Fitnessstudios oder Restaurants. Doch nicht immer sei den Mitarbeitenden das Angebot präsent oder leicht zugänglich. «Wir leben in Zeiten, in denen die Löhne sinken. Lohnerhöhungen sind nicht mehr so selbstverständlich, wie sie einmal waren, Unternehmen können ihren Mitarbeitern also nicht mehr das bieten, was sie einmal bieten konnten», so Brustlein. 
 
 

Günstiger in die Ferien

Geht es nach ihm, würden Unternehmen aus diesem Grund versuchen, die Kaufkraft ihrer Mitarbeiter mittels Benefits zu steigern. «Nur so können sie die guten Leute auf Dauer an Bord halten», findet er. Bereits heute arbeitet Swibeco mit 60 Partnern aus den verschiedensten Branchen zusammen und bietet über die Plattform sowohl langfristige als auch kurzfristige Deals an. Jede Woche kommen weitere Anbieter hinzu. So können die Mitarbeiter von Swibeco-Kunden beispielsweise dauerhaft bei Le Shop Lebensmittel zu günstigeren Kondi­tionen einkaufen, bei Partnertankstellen verbilligt tanken oder für einen reduzierten Preis mit der Familie in die Ferien gehen. «Unsere Deals findet man woanders nicht», so Brustlein. «Gerade Ferien oder Hotels können wir zum Teil günstiger anbieten als booking.com. 
 
Zusätzlich zu den Angeboten – bei denen Unternehmen auch einzelne ausklammern können, wenn sie beispielsweise ein An­gebot der Konkurrenz sind – können Unternehmen ihren Mitarbeitern auch Punkte schenken und auf deren Swibeco-Konto gutschreiben. Und nicht nur einzelnen Personen, auch gesamte Teams können auf diese Weise belohnt werden, zum Beispiel für ausserordentliche Leistungen. 
 
Ausserdem lässt sich das System so einrichten, dass jedem Mitarbeiter beispielsweise an seinem Geburtstag automatisch eine bestimmte Zahl von Punkten zugewiesen wird, mit denen er sich im Online-Shop von Swibeco etwas kaufen kann. So erfüllt sich jeder den Wunsch, den er gerade hat, und bekommt nicht schon wieder eine Flasche Wein geschenkt. Was Swibeco anstrebt, ist ein maximal flexibles System, das sich jeder Kunde massschneidern kann und bei dem jeder Mitarbeiter genau das bekommt, was er sich wünscht. «Bei manchen Portalen ist es sogar möglich, Punkte in freie Zeit umzuwandeln.» Eine Vision, die auch Ivan Brustlein für sein Angebot sieht. 
 

 

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