Gestaltung von Korrespondenz

Wie heisst der noch mal?

Ein schlechtes Namensgedächtnis ist so weit verbreitet wie ein schlechtes Telefonnummerngedächtnis. Auf dem Empfangsdesk, in Schulungsräumen oder an Events sind Namensschilder hoch willkommen: Wie viel sympathischer ist es doch, Personen mit Namen anzusprechen, als nur «Guten Tag» zu grummeln.

Donnerstagabend, einer dieser Stehhäppchen-Events. Da seh ich mich unvermittelt einem Herrn gegenüber, der mir zwar bekannt vorkommt, dessen Namen mir aber partout nicht einfallen will. Ich studiere und grüble, doch da ist nichts. Und schon beginnt er zu smalltalken, ohne Probleme nennt er meinen Namen. Mist, jetzt bin ich gezwungen, seinen Blick zu erwidern – keine Chance, auf dem Namensschild zu erspähen, wie er heisst. Geradezu unanständig, ihn gleichsam zu mus-tern. Tiefhängende Namenschilder an diesen Schlüsselanhängern sind auch das Letzte! Rettung naht, zwei Kolleginnen gesellen sich zu uns an den Stehtisch. Der Fremdbekannte wendet sich den anderen zu, ich kann ganz unauffällig versuchen, sein Namensschild zu lesen. Verflixt, sooo klein geschrieben, ich seh gar nichts …

Was steht auf dem Schild?

Am wichtigsten sind (deutlich hervorgehoben) Vorname und Name, die auf einer separaten Zeile stehen. Weniger wichtig sind Arbeitgeber, Funktion, ein akademischer Grad oder andere berufliche Auszeichnungen. Je nach Grösse des Namensschilds dürfen auch Firmenlogo und Corporate-Design-Merkmale mit drauf. Aber Achtung, weniger ist mehr. Die Teilnehmer wissen, wer der Veranstalter ist, man muss es ihnen nicht omnipräsent an die Brust heften.

Schrift 

Namensschilder sind keine lästige Alibiübung, sie sind wichtige «Eingangstore» eines persönlichen Umgangs. Wer schätzt es nicht, wenn Service- oder Pflegepersonal namentlich gekennzeichnet sind? Welcher Besucher ist nicht froh, wenn er am Empfangsdesk den Namen der Rezeptionistin erfährt? Namensschilder müssen auf eine gewisse Lesedistanz funktionieren. Wenn ich mich einer Person begrüssend nähere, sollte ihr Namensschild aus etwa zwei Metern Distanz gelesen werden können. Um auf die benötigte Schriftgrösse zu schliessen, wenden Sie den Faktor 500 an. 200 cm Distanz geteilt durch 500 ergibt 0,4 cm. Die Schrift auf dem Schild darf nicht kleiner sein als 0,4 cm. Gemessen werden die Kleinbuchstaben (x-Höhe). Grossbuchstaben scheinen bei gleichem Platzbedarf in der Breite kleiner als Gross- und Kleinschreibung, sie sind sowieso schlechter erkennbar. Sehen Sie sich dazu die Abbildungen oben in Originalgrösse aus zwei Metern Distanz an.

Ein Namensschild muss schnell gelesen werden können. Vermeiden Sie Schriften, die irgendwie verschnörkelt sind, verwenden Sie möglichst klare Schriften. Aus der Microsoft-Bibliothek sind dies Segoe UI, Calibri, Candara, Corbel. Oder die älteren Arial und Tahoma. Nicht empfehlenswert sind Times, Calisto, Courier, Cambria oder die zu breit laufende Verdana. Schmale, platzsparende Schriften sind schlechter lesbar, dasselbe gilt für feine, dünne Schriften. Verwenden Sie die Stärken Regular, Medium oder Bold. Wenn einzelne lange Namen auf dem Schild nicht Platz finden, verwenden Sie für diese paar Einzelfälle lieber eine kleinere Grösse. Dies ist besser, als wenn Sie gleich alle Namen einheitlich in einer kleineren Schrift ausgeben. Sie können Schriften auch 90 Prozent schmal verzerren – mehr nicht. 

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Ralf Turtschi ist gelernter Schriftsetzer, dipl. PR-Berater, Publizist und Fachbuchautor. Es ist als Inhaber der Agenturtschi, visuelle Kommunikation, freiberuflich tätig.
 
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