Warum ist Sichtbarkeit heute ein so zentraler Karrierefaktor – gerade für Assistenzen?
Leistung allein reicht oft nicht aus, um gesehen zu werden. Wer sichtbar ist, wird wahrgenommen und damit auch für neue Chancen berücksichtigt. Gerade Assistenzen sind häufig das organisatorische Rückgrat eines Unternehmens: Sie halten die Fäden zusammen, koordinieren Abläufe, halten dem Team den Rücken frei – und das oft leise und im Hintergrund. Doch genau darin liegt das Risiko: Wer immer funktioniert, wird selten hinterfragt, aber auch selten hervorgehoben. Sichtbarkeit bedeutet nicht Selbstinszenierung, sondern die bewusste Kommunikation von Kompetenzen und Beiträgen: intern wie extern. So entsteht Transparenz und aus Transparenz entsteht Wertschätzung.
Was sind Ihrer Erfahrung nach die häufigsten Blockaden, wenn es um Selbstvermarktung im Job geht?
Viele Frauen, und besonders Assistenzen, kämpfen mit inneren Hürden wie: «Ich will mich nicht in den Vordergrund drängen» oder «Gute Arbeit wird schon gesehen». Auch die Frage, wie man eigentlich sichtbarer wird, sorgt oft für Unsicherheit. Dazu kommt: Sichtbar zu werden braucht Zeit. Und wenn die To-do-Liste voll ist, schiebt man die eigene Positionierung schnell nach hinten. Hinzu kommt die Sorge, überheblich zu wirken. Dabei geht es bei Selbstvermarktung nicht um Lautstärke, sondern um Klarheit und Authentizität: Wer bin ich? Was kann ich? Wofür stehe ich?
Hier hilft es, den grossen Brocken runterzubrechen und einfach mal anzufangen. Es braucht keinen Stundenplan für Sichtbarkeit. Schon fünf Minuten am Tag können reichen, um der eigenen Wirkung auf die Sprünge zu helfen. Ein mutiger LinkedIn-Post, ein klarer Satz im Meeting oder der erste Schritt raus aus der Komfortzone. Lieber unperfekt sichtbar als perfekt übersehen.
Warum profitieren Unternehmen davon, wenn Mitarbeitende sich sichtbar machen?
Weil Sichtbarkeit Vertrauen schafft. Menschen folgen Menschen – nicht Hochglanzbroschüren. Sichtbare Mitarbeitende stärken die Glaubwürdigkeit einer Marke, sorgen für mehr Identifikation im Team und transportieren Unternehmenswerte nach aussen. Das ist in Zeiten von Fachkräftemangel, Remote-Arbeit und Generationenwandel ein echter Erfolgsfaktor.
Was können Assistenzen zum Employer Branding beitragen?
Sehr viel. Assistenzen sind oft der erste Kontakt für Bewerbende, Kundinnen und Kunden oder neue Mitarbeitende – am Empfang, in der Begrüssungsmail oder am Telefon. Sie leben Unternehmenskultur nicht auf Folien, sondern im Alltag: Wenn sie Meetings professionell vorbereiten, mitdenkend kommunizieren oder für kleine Gesten der Wertschätzung sorgen. Wer hier sichtbar, klar und authentisch auftritt, prägt das Bild des Unternehmens oft stärker als jedes Leitbild auf der Homepage. Oder wenn sie auf LinkedIn Einblicke in den Arbeitsalltag gibt, den Teamspirit sichtbar macht oder einen Erfolg teilt – dann wird Employer Branding persönlich. Assistenzen sind nicht nur Organisationstalente: sie sind kulturelle Multiplikatorinnen, die Employer Branding ganz nebenbei erlebbar machen.
Gibt es typische Aha-Momente in Ihren Workshops?
Ein typischer Aha-Moment ist die Erkenntnis: Es gibt einen Weg, wie ich sichtbar(er) sein kann – ohne mich zu verbiegen oder plötzlich laut sein zu müssen. Es geht nicht darum, sich neu zu erfinden, sondern die eigene Wirkung bewusst zu gestalten. Sich zu zeigen, um gesehen zu werden. Und oft braucht es weniger, als man denkt. Oder wenn eine Teilnehmerin plötzlich sagt: «Stimmt – das ist eine Stärke von mir, ich habe sie nur nie so benannt.» Diese Momente sind leise, aber sie verändern viel, denn sobald eine Stärke bewusst wird, kann sie auch bewusst kommuniziert werden: im nächsten Meeting, im LinkedIn-Profil, im Gespräch mit der Führungskraft oder in der Art, wie man sich in ein Projekt einbringt. Wer erkennt, was er oder sie zu bieten hat, kann viel klarer auftreten ohne sich zu verstellen. Sichtbarkeit beginnt im Inneren – und wächst von dort nach aussen. Schritt für Schritt. Ganz natürlich.