«Victorinox ist eine Marke, mit der sich wohl fast jede und jeder in der Schweiz identifizieren kann. So geht es auch mir», sagt Daliah Lang an einem frühsommerlichen Nachmittag am Hauptsitz des Unternehmens im Kanton Schwyz. Die 30-Jährige ist Executive Assistant to Chief Product Officer und eine Frau, die ihre Arbeitgebenden schon immer mit Bedacht wählte. Sie arbeitete stets in Unternehmen, mit denen sie sich persönlich verbunden fühlte – so auch in der Gastronomie und Hotellerie, wo ihre berufliche Laufbahn ihren Anfang nahm.
Denn Daliah war nicht immer Assistentin, sie stammt ursprünglich aus der Welt der Gastfreundschaft. «Ein nicht untypischer Weg für Assistenzen», findet sie. Was beide Berufsfelder verbinde, sei der ausgeprägte Dienstleistungsgedanke. So ist es ihr immer ein Anliegen, ihr Gegenüber mit Professionalität und Diskretion zu unterstützen sowie zu entlasten.
Ihr Handwerk lernt Daliah Lang in renommierten Schweizer Gastronomie- und Hotelbetrieben. «Ich wollte stets von den Besten lernen», sagt sie. Und genau das tat sie. Vieles von dem, was sie damals verinnerlichte, begleitet sie bis heute in ihrer Rolle als Assistentin. In hektischen Situationen Ruhe zu bewahren, professionell aufzutreten, mehrere Dinge gleichzeitig zu steuern, Prioritäten zu setzen und auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Menschen einzugehen.
«All das habe ich in der Gastronomie und Hotellerie gelernt.» Dort habe sie auch früh verstanden, was es bedeutet, die Balance zwischen Gästen mit hohen und teils gegensätzlichen Erwartungen und den Anforderungen des eigenen Teams zu finden. Heute richtet sich dieser Dienstleistungsgedanke nicht mehr an Gäste, sondern an ihre Vorgesetzte Yvonne Fischer, das Team sowie weitere Anspruchsgruppen.
Quereinstieg Assistenz
Daliah Langs anpackende Art sowie ihr ruhiges, offenes und herzliches Wesen im Umgang mit Menschen haben ihren Quereinstieg aus der Hospitality-Branche in die Assistenzrolle im Jahr 2022 massgeblich erleichtert. Doch warum entschied sie sich für diesen Wechsel, obwohl sie ihre ursprüngliche Branche sehr schätzte?
«Zwei Faktoren waren ausschlaggebend: zum einen die Pandemie, die die Hospitality-Branche vor grosse Herausforderungen stellte, zum anderen, dass mein Partner die gemeinsame Branche verlassen hat und wir dadurch immer mehr aneinander vorbeilebten. Also begann ich, mich umzuschauen.»
Trotz der Unsicherheit, ob sie ohne klassische Assistenzausbildung eine Chance hätte, zögert sie nicht, sich 2022 bei Victorinox zu bewerben: mit Erfolg. Man erkennt ihr Potenzial. Besonders beeindruckt zeigte sie sich davon, dass man hier nicht nur wissen wollte, was sie kann, sondern vor allem, wer sie ist.
«Welche Werte bringe ich mit, welche Haltung habe ich, welche Art von Zusammenarbeit suche ich?» Ein Verständnis, das sich durchs gesamte Unternehmen ziehe. «Bei Victorinox geht es nicht nur um Kompetenz, sondern um Persönlichkeit, und Werte wie Bescheidenheit, Offenheit sowie Vertrauen werden nicht nur kommuniziert, sondern gelebt.»
Der Einstieg in ihre neue Rolle fällt Daliah Lang überraschend leicht. «Das Onboarding war erstklassig. Man hat sich Zeit genommen, mir alles verständlich zu erklären, und ich konnte jederzeit nachfragen.» Auch abteilungsübergreifend wird sie umfassend eingeführt. «Ich lernte viele Kolleginnen und Kollegen im gesamten Unternehmen kennen, konnte mir so ein Bild der Organisation machen und durfte sogar mein eigenes Taschenmesser herstellen.»
Besonders wertvoll ist für die damals 27-Jährige die enge Begleitung durch ihre Vorgängerin, aber auch durch ihre damalige Vorgesetzte. «Dass ein Mitglied der Geschäftsleitung sich so viel Zeit nimmt, um mir als Assistentin strategische Zusammenhänge zu erklären, empfand ich als sehr bereichernd.»
2024 kommt es zu einem Vorgesetztenwechsel und Daliah Lang kann die eigene Erfahrung eines erfolgreichen Onboardings an ihre neue Vorgesetzte Yvonne Fischer weitergeben. Denn noch bevor diese im November 2024 offiziell startet, kommt es bereits im April desselben Jahres zu einem persönlichen Kennenlernen auf neutralem Boden. Dieses frühe Treffen ermöglicht nicht nur erste Einblicke in die jeweilige Arbeitsweise, sondern schafft auch die Basis für ein vertrauensvolles Miteinander.
«Das war ein entscheidender Eisbrecher und hat mir viel Sicherheit gegeben», erinnert sich Daliah rückblickend. Von Beginn an stimmt der persönliche Austausch auf Augenhöhe und bis heute funktioniert die Zusammenarbeit reibungslos.
Meine Wahl

Foto: Aniela Lea Schafroth
Frühaufsteherin oder Snooze-Queen?
Am Wochenende eher die Snooze-Funktion, da schlafen wir gern mal aus. Unter der Woche schätze ich es, früh aufzustehen, da bin ich produktiver und habe einen klaren Kopf.
Grossraumbüro oder Homeoffice?
Das Grossraumbüro. Ich brauche die Menschen um mich herum. Zwar schätze ich es sehr, dass wir Homeoffice machen können, aber noch mehr den einfachen, schnell zwischen Tür und Angel bestehenden Austausch mit meiner Chefin.
Taschen- oder Küchenmesser?
Im Alltag klar die Küchenmesser. Ich koche sehr gern. Deshalb brauche ich das Küchenmesser im Alltag viel häufiger. Ein Taschenmesser habe ich dennoch immer dabei.
Vorspeise oder Dessert?
Auf eine Vorspeise kann ich kaum verzichten, da ich eher der salzige Typ bin. Am liebsten mag ich ausgefallene Salate, zum Beispiel einen Burrata-Salat mit grilliertem Pfirsich.
ChatGPT oder selbst schreiben?
ChatGPT. Ich bin viel effizienter und schneller als vorher. Früher habe ich ewig überlegt, wie ich etwas formulieren soll. Jetzt mache ich einen ersten Entwurf, lasse ihn durch ChatGPT laufen und bearbeite ihn. Das hilft unglaublich.
Ein Tag im Leben
Ein typischer Arbeitstag von Daliah Lang beginnt recht früh zwischen 7 und 7.30 Uhr. «Dann ist es noch ruhig im Büro und ich kann mich in aller Ruhe und ohne Ablenkungen auf den Tag vorbereiten. Das empfinde ich als sehr angenehm.» Denn die Aufgaben und Pendenzen variieren stark von Tag zu Tag. Flexibilität und die Fähigkeit, rasch auf neue Situationen zu reagieren, gehören zum Alltag.
In der Regel endet ihr Arbeitstag zwischen 17 und 17.30 Uhr, an ruhigeren Tagen kann sie aber auch mal früher los. «Dank der flexiblen Arbeitszeiten kann ich mich gut auf die aktuelle Auslastung abstimmen und richte mich dabei nach den Pendenzen meiner Vorgesetzten.»
Zu ihren Hauptaufgaben gehört nebst Kalendermanagement für ihre Vorgesetzte Yvonne Fischer auch die Koordination und Organisation von Geschäftsreisen, die sie für das gesamte Team übernimmt. «In enger Zusammenarbeit mit den anderen Executive Assistants oder Ansprechpersonen der Tochtergesellschaften im Ausland koordiniere ich die Reiseagenda und die damit verbundenen Reiserouten inklusive Hotel- und Restaurantbuchungen, Transfers und besonderer Wünsche.» Der Grund, weshalb alles über ihr Pult läuft: «Ich trage die Budgetverantwortung und habe die Gesamtübersicht. Daher ist es wichtig, dass ich mitdenke, die Reisekosten kritisch hinterfrage und mich mit meiner Vorgesetzten abstimme.»
Weiter betreut Daliah auch Aufgaben wie die Pflege des Intranets für ihre Abteilung. «Inhalte aufzubereiten klappt dank ChatGPT inzwischen recht gut.» Zudem nehmen Teamevents und Workshops viel Zeit in Anspruch. «Dieses Jahr organisiere ich zwei Tage mit dem Leadership-Team. Dafür kümmere ich mich um den ganzen Ablauf: vom externen Coach über die Agenda bis hin zu Programmvorschlägen.»
Auch für das gesamte Team stehen zwei Eventtage an, einer im Sommer und einer im Winter. «Ich bin schon dabei, Ideen zu sammeln, schaue, was im Budget liegt, und habe natürlich den Anspruch, dass möglichst viele das Programm spannend finden.»
Berufung gefunden
Rückblickend möchte Daliah Lang keine Station ihres bisherigen Berufswegs missen. «Jede einzelne Stelle war einzigartig und ich konnte wertvolle Erfahrungen sammeln.» In der Hotellerie hat sie vor allem die offene Feedback-Kultur nachhaltig geprägt. «Man spürt dort sofort, wie die eigene Arbeit ankommt, sei es durch ein Lächeln oder ein ehrliches Lob. Diese unmittelbare Rückmeldung ist etwas ganz Besonderes.»
Im Büroalltag falle Feedback oft weniger direkt aus, trotzdem erlebe sie auch hier viel Dankbarkeit und Anerkennung. «Ich habe das Glück, in meinem Umfeld viel Wertschätzung zu erleben – das bedeutet mir viel.» Nebst dem Umgang mit Rückmeldungen fällt Daliah Lang ein weiterer grosser Unterschied auf: das Gefühl beim Feierabend. «Im Hotel ist Feierabend, wenn die Schicht vorbei ist. Im Büro hingegen könnte man theoretisch endlos weitermachen, E-Mails kommen ständig rein.» Deshalb musste sie lernen, sich selbst klare Grenzen zu setzen und bewusst zu sagen: Jetzt ist Schluss für heute.
Ist der Arbeitstag vorbei, geniesst sie ihren Feierabend und die freien Tage mit ihren Liebsten. «Ich koche sehr gern und mein Partner und ich haben oft Gäste oder gehen auch gemeinsam zum Essen in ein gutes Restaurant. Zudem schätzen wir es zu reisen.» Sind sie in der Schweiz, sei sie oft in der Natur anzutreffen: im Engadin, im Tessin oder in der nahen Umgebung.
Privat ist Daliah Lang angekommen, doch beruflich strebt sie noch nach mehr. Im Oktober beginnt sie eine berufsbegleitende Weiterbildung in angewandter Wirtschaftspsychologie, um ihr Profil gezielt zu schärfen. Dass sie dabei auf die Unterstützung von Victorinox zählen darf, erfüllt sie mit Dankbarkeit.
«Die Rolle der Assistenz, besonders auf C-Level, befindet sich im Wandel. Um auch künftig auf Augenhöhe agieren zu können und die Führungskräfte sowie deren Leadership-Teams nicht nur operativ und administrativ, sondern auch strategisch zu begleiten, ist kontinuierliche Weiterentwicklung für mich zentral.»

Foto: Aniela Lea Schafroth