premium Weiterbildung: E-Learning

Aktuelle Trends im E-Learning

Seit der Pandemie erfuhr Online-Lernen einen starken Aufschwung. Inzwischen ­bieten viele Weiterbildungsstätten nebst Klassenraum-Lernen auch virtuelles «Distance Learning» an. Firmeninterne Weiterbildungen im Sitzungszimmer werden zudem immer häufiger durch computergestützte Lernprogramme ersetzt. Dieser Artikel zeigt die aktuellen Trends im E-Learning-Bereich auf.

Der Begriff «E-Learning» umfasst jegliches computergestützte Lernen. Dazu gehörten bis vor ein paar Jahren E-Books und klassische Lernprogramme, auch «Web Based Training» (WBT) genannt, sowie digitale Tests. Synchrones Online-Lernen in einem Webinar – also ortsunabhängiges, geführtes Lernen in einer Gruppe – war zwar theoretisch möglich, scheiterte aber oft an der komplizierten Technik.

Die Produktion von Lernprogrammen war technisch anspruchsvoll und musste eingekauft werden, die Infrastruktur für Webkonferenz-Systeme war teuer und meist gar nicht vorhanden.

Erst dank der Pandemie wurden Systeme wie Zoom, Skype, Teams oder Google Meet1 populär. Inzwischen bieten viele Weiterbildungsstätten ihre Lehrgänge hybrid an, also in einer Mischform von Klassenraum- und Online-Training. Diese Form ergänzt das bereits seit Jahren eingesetzte «Blended Learning», eine Mischform von Präsenzkurs und Online-Lernen sowie Testen.

Lernen nicht nur am Arbeitsplatz

Fand früher die individuelle, selbstgesteuerte firmeninterne Weiterbildung fast ausschliesslich am Arbeitsplatz statt, ermöglichen immer mehr Arbeitgebende Lernen auch ausserhalb der Firma. Mit einem Laptop, Tablet oder Smartphone ist es aus dem Home­office oder von unterwegs möglich, auf die firmeninternen Lern­angebote zuzugreifen. Lernfortschritt oder Testresultate werden in der Lernplattform gespeichert.

Entwicklung der Lernprogramme

Vielen sind sicherlich E-Learning-Programme in schlechter Erinnerung: Unmotiviertes endloses Blättern durch mit Text vollgestopfte Folien führte zu einem tiefen Lernerfolg. Moderne Lernprogramme interagieren mit den Anwendenden, erwarten Entscheidungen oder geben Erklärungen auf falsch gewählte Antworten. Sie enthalten zudem oft nur wenige Themen und sind entsprechend schnell bearbeitet. Diese Lernform wird «Microlearning» genannt. Mitarbeitende suchen sich genau das Thema aus, das sie erlernen möchten, und verschwenden nicht unnötig Zeit mit nicht benötigten Inhalten.

Dank den inzwischen immer grösseren Internet-Verbindungs­geschwindigkeiten ist es seit einigen Jahren möglich, auch Videos als Lernform einzusetzen. Erklärvideos sind im Trend, weil sie dank Bild und Audio einfach verständlich und meist von kurzer Ablaufdauer sind.

Eine besonders innovative Form von Lernprogrammen ist die Kombination mit Videos, beispielsweise als interaktives Video: Dieses stoppt an geeigneter Stelle und die Anwendenden können Fragen zum Inhalt beantworten oder dessen weiteren Verlauf steuern.

Eine weitere beliebte Komponente nennt sich «Gamification». Diese Wortschöpfung bedeutet den Einbezug von einfachen spielerischen Elementen in den Lernvorgang, zum Beispiel Erfolgsabzeichen beim Erreichen eines bestimmten Lernstands, Anzeige eines Fortschrittsbalkens, Ranglisten (sogenannte Leaderboards) oder verschiedene Levels, die freigeschaltet werden müssen.

Vereinfachte Produktion von Lernprogrammen

Die Produktion von Lernprogrammen war bisher technisch aufwendig und spezialisierten Mitarbeitenden oder externen Agenturen vorbehalten. Neue Generationen von Autorenwerkzeugen, welche für die Erstellung von Lernprogrammen eingesetzt werden, können mit kleinem Einarbeitungsaufwand bedient werden. Das ermöglicht den Know-how-Tragenden im Betrieb, selbst Lernprogramme zu erstellen. Damit sind nicht nur ausbildende Personen, sondern auch Mitarbeitende mit speziellen Kenntnissen gemeint.

Einsatz von modernsten Technologien

Virtual-Reality-Brillen ermöglichen auch in der Aus- und Weiterbildung neue Möglichkeiten, insbesondere um reale Situationen zu trainieren. Allerdings ist die Produktion solcher Lernsituationen aufwendig. Dasselbe gilt für Augmented-Reality-Systeme: In der Brille oder in einem Monitor werden Anweisungen zum Realbild ergänzt. Diese Technologie wird bereits beim Anlernen an komplexen Maschinen eingesetzt.

Dank künstlicher Intelligenz (KI) stehen neue Möglichkeiten für digitales Lernen bereit. Systeme mit adaptiven Lernformen können erkennen, welche Inhalte verstanden wurden, und lassen individuell noch nicht verstandene Inhalte nochmals repetieren. Aufgrund der vorhandenen und erworbenen Kompetenzen kann das System weitere passende Lerninhalte anbieten oder gar weitere mögliche Karriereschritte vorschlagen.

Neue Lernformen

Beim Lernen in Teams oder in Gruppen kann gegenseitig voneinander profitiert werden. Auch online ist kollaboratives Lernen möglich – auf Englisch: Social Learning. So können in Webinars virtuelle Gruppenräume genutzt und beim selbstgesteuerten Lernen mit Austauschforen gemeinsam Lernerfolge erzielt werden.

Viele Unternehmen setzen inzwischen auf kuratierte Lernbibliotheken von internationalen, grossen Anbietenden. Die Mitarbeitenden können meist informell und beliebig auf die Inhalte zugreifen, um neue Kompetenzen zu erwerben oder notwendige Themen zu repetieren.

Fazit und Ausblick

Dank der Pandemie erhielt E-Learning einen massiven Vorwärts-Schub. Heute können Schulungen einfach als Webinar durchgeführt und auch später nochmals betrachtet werden. Langweilige Lernprogramme sollten der Vergangenheit angehören, individuell zugeschnittene Lerninhalte, mit spielerischen Elementen beziehungsweise mit Video angereichert, garantieren einen besseren Lernerfolg. Die neuesten Generationen von Chat-Robotern eröffnen zudem ganz neue Möglichkeiten. Bereits sind erste Systeme in den Startlöchern, die diese Form von KI nutzen können. Die E-Learning-Welt wird sich in den nächsten Jahren deshalb nochmals massiv verändern: hin zum künstlichen Coach, der jederzeit für Fragen zur Verfügung steht. Lerninhalte werden dank KI blitzschnell produziert werden können und damit auch kleineren Unternehmen, für die E-Learning bisher zu teuer war, den Einstieg ins digitale Lernen ermöglichen.

Kommentieren 0 Kommentare
Markus Münch arbeitet seit über 20 Jahren im Bereich «Digital Learning» als Berater, Dozent und Projektleiter. Seit 2020 ist er Co-Geschäftsleiter und Mitinhaber der E-Learning-Agentur Somedia Learning AG.
Weitere Artikel von Markus Münch
Log in to post a comment.

KOMMENTARE

ADD COMMENT

Das könnte Sie auch interessieren