Eigenmarketing

«Aus einem Affen wird kein Zebra»

Was ist überhaupt Selbstmarketing? Sollte man seine eigene Marke aktiv managen oder lieber aus dem Bauch heraus agieren? Wir haben zwei Assistentinnen nach ihrer Meinung gefragt. 

«Als Assistentin finde ich Selbstmarketing sehr wichtig. Wenn ich sichtbar bin, mache ich auch den Beruf sichtbar und kann damit das Image von Assistentinnen in den Köpfen vieler Leute entstauben. Was ich gelegentlich mache: meinen Marktwert bei ausgesuchten Stellenausschreibungen testen. Das ist zwar riskant, aber auch sehr aufschlussreich. Und natürlich bin ich auch auf den sozialen Netzwerken und im europäischen Assistentinnenverband EUMA (www.euma.org) sichtbar und aktiv. In diesem Beruf auf eigene Erfolge aufmerksam zu machen, ist nicht ganz üblich: Der/die Chef/in steht im Vordergrund, nicht die Assistentin. Wir definieren uns mit «Assistant to XYZ» und führen damit ein Schattendasein, obwohl wir de facto die heimlichen Manager sind. Und das dürfen wir auch gerne anerkennen lassen. Selbst bin ich kein Mauerblümchen und kommuniziere sehr offen darüber, woran ich gerade arbeite und vor allem wie. Und wenn sich Kolleginnen von mir inspirieren lassen, ist das für mich eine tolle Anerkennung, eine Art Selbstmarketing durch Vorbild. Angst davor, arrogant zu wirken, habe ich nicht: Wer mich so sieht, versteht mich nicht. Und ich nehme in Kauf, dass ich nicht allen gefalle, so ist das Leben nun mal. Meine Tipps für andere Assistentinnen: netzwerken, netzwerken, netzwerken. Innerhalb und ausserhalb des Unternehmens. Ganz wichtig sind auch Weiterbildungen. Selbst bei Themen, die man schon einmal gelernt hat, lohnt es sich, diese mal zu wiederholen. Ganz nach dem Motto: Life long learning. Entscheidend ist es ausserdem, immer wieder über den Tellerrand zu schauen und neue Herausforderungen anzunehmen. Wer stets auf dem neusten Stand ist, gerade im technischen oder Event-Bereich, ist schon vorn mit dabei.»

«Ganz ehrlich? Ich habe grosse Mühe mit dem Begriff Selbstmarketing. Marketing ist im Trend, heute wird alles vermarktet. Eigenmarketing passt zur neuzeitlichen Erscheinung, Probleme zu schaffen, wo keine sind. Für mich ist das ein weiteres Feld, um mit Ratgebern oder Coachings Geld zu verdienen. Diese machen uns weis, arrogant zu wirken, sei nicht schlimm, und man brauche einen Leitsatz. Ich finde, Arroganz ist nichts Löbliches und oft verletzend. Dem kann ich nichts Positives abgewinnen. Und Leitsätze sind doch wie Vorsätze, die man sich an Silvester macht: Sie bringen nichts, weil wir uns damit selbst belügen. Das ist für mich das Gegenteil von «Selbstmarketing». Erfolg stellt sich ein, wenn man tut, worin man gut ist. Wichtig ist es, die eigenen Stärken zu kennen und diese stetig weiterzuentwickeln. Schon bei Kindern in der Schule sollten mehr deren Stärken gestärkt werden, als auf den Schwächen rumzureiten. Denn Erfolg spornt an und motiviert. Viele erfolgreiche Menschen machen ihren Job mit Herz und Seele. Sie haben ein inneres Feuer, wissen, dass sie können, was sie machen, und strahlen dadurch Freude aus. Sie sind ehrlich mit sich selbst und authentisch. Das ist ihr Geheimnis. Aus einem Affen wird nie ein Zebra, auch wenn er ein Streifenshirt trägt. Wer ruhig ist, wird nie laut sein. Und wenn, dann wird er oder sie ein schlechter Lauter. Stärke ist doch auch, sich und anderen gegenüber einzugestehen, was man nicht kann, nicht ist, aber vielleicht gerne wäre. Sich das anzutrainieren oder aufzusetzen, kommt nicht gut. Ich bin in meinem Beruf mit Ehrlichkeit, Freude und Herzlichkeit am besten gefahren. Eines meiner Vorbilder diesbezüglich ist die deutsche Moderatorin Barbara Schönenberger. Sie ist, wer sie ist, interessiert am Leben, offen, fröhlich, voller Elan und strahlt damit aus, dass sie ihr Leben liebt. Das begeistert und ich bin sicher, sie wird sehr selten übersehen.»

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