Weiterbildung

«Der CAS ist eine Ergänzung zum Fachausweis»

Die Fachhochschule Kalaidos bietet im nächsten Jahr den neuen CAS in Digital Office Management an. Studiengangsleiterin Kim Gunkel erklärt im Interview, an wen sich der Weiterbildungslehrgang richtet und wieso die Bezeichnung Assistenz geändert werden sollte.

Im April 2020 startet der neue CAS FH in Digital Office Management. An wen richtet sich das Weiterbildungsangebot?
Der CAS ist für diejenigen Assistenzen gedacht, die Lust haben, sich beruflich weiterzuentwickeln und ihren Beruf aktiv mitzugestalten.

Ist Lust der Antrieb, um sich weiterzubilden?
Meiner Meinung nach schon, sonst werden es harte Monate. Mit Spass fällt das Lernen viel leichter. Der CAS ist für Leute gedacht, die über sechs Monate zusammen den Unterricht besuchen und sich gemeinsam weiterentwickeln.

Tertiäre Weiterbildungsgänge haben den Ruf, dem Diplom zuliebe gemacht zu werden.
Als Direktionsassistentin arbeitet man heute auf oberster Ebene mit der Geschäftsleitung zusammen. Mit einem Fachhochschulabschluss hebt sich die Assistenz ab. Es wird ein höherer Bildungsstand attestiert, der auch im Ausland anerkannt ist. Mit dem CAS gelangt man auf Augenhöhe mit der GL und kann mitdiskutieren.

Die Akademisierung der Berufe ist ein latentes Thema. Der CAS sorgt dafür, dass auch der praktisch orientierte Assistenzberuf akademisiert wird.
Das ist nicht abzustreiten. Doch wenn ich in der Praxis sehe, welche Tätigkeiten wegfallen, so sind das genau die administrativen Aufgaben, die immer weniger gefragt sind. Jetzt entstehen Tätigkeitslücken, die neu gefüllt werden können. Die Aufgaben werden anspruchsvoller und der CAS trägt den neu entstandenen Anforderungen Rechnung.

Reicht der Fachausweis Direktionsassistenz nicht mehr?
Das würde ich so nicht behaupten. Je nach Jobprofil und Führungskraft ist das durchaus ausreichend. Es müssen auch nicht alle Assistentinnen und Assistenten einen CAS absolvieren. Auf dem Stellenmarkt ist der Fachausweis Direktionsassistentin nach wie vor ein sehr hoch angesehener Weiterbildungsberuf. Ich sehe den CAS als Ergänzung und Anschlussmöglichkeit zum Fachausweis.

Der Titel hilft also auch für die Gesamtvermarktung?
Nicht nur, denn es soll nicht ums Sammeln eines weiteren Diploms gehen, sondern das Wissen ist wichtig. Wissen, warum man sich beispielsweise für diese und nicht jene Projektmanagement-Methode entschieden hat.

«Wir können den Assistenzberuf neu gestalten.»

Inwiefern sollten Vorgesetzte ihren Assistenzen eine CAS-Weiterbildung bewilligen? Sie müssen damit rechnen, dass sie nach Abschluss einen Stellenwechsel vornehmen.
Für mich wandelt sich der Beruf der GL-Assistenz sowieso in den nächsten Jahren. Führungskräfte brauchen eine Assistentin oder einen Assistenten, der fünf Tage die Woche präsent ist. Wenn Routinearbeiten wegfallen und es nicht mehr genügend Arbeit hat, dann muss die Führung diese Lücken füllen. Mit dem CAS hat die Führungskraft eine Assistentin, die die Grundlagen fürs Management erarbeiten kann, weil sie dazu fähig ist. Sie kann also viel anspruchsvollere Aufgaben übernehmen als bisher. Die Entlastung für die Führung ist ein Mehrwert. Das wird das Hauptargument für diesen CAS beim Chef sein.

Wie geht es nach dem CAS weiter?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann ein Master angehängt werden. Oft merkt man während des CAS, was einem besonders Spass macht und wo die eigenen Stärken sind. Vielleicht ist es das Projektmanagement. Dann gilt es, sich zu entscheiden, ob der akademische oder der praxisbezogene Weg eingeschlagen werden soll. Es ergeben sich immer wieder neue Weiterbildungsmöglichkeiten, da ist für jeden etwas dabei.

Wirklich für jeden? Hört sich mehr so an, als wären diese Module und der CAS mehr etwas für Assistenzen im Alter zwischen 25 und 40 Jahren.
Es ist wirklich für alle gedacht und es ist wichtig, dass beim CAS verschiedene Altersgruppen vertreten sind. Wir wollen Jung und Alt mischen, weil beide Seiten voneinander lernen können. Für Ü40-Assistentinnen ist es wichtig, am Ball zu bleiben. Und egal ob Ü30 oder Ü40: Was in den Medien in Bezug auf Arbeitsplatzchancen steht, entgeht niemandem. Es ist wichtig, sich mit seinen Kompetenzen abzuheben.

Von der Assistentin zur Studiengangsleiterin – ein weiteres Standbein oder wollen Sie vermehrt Fuss im Weiterbildungsbereich fassen?
Die Kombination macht es aus. Ich habe im Bildungsbereich meine Leidenschaft entdeckt. Die Weiterentwicklung des Assistenzberufs ist viel mehr als ein zusätzliches Standbein.

Also zwei Leidenschaften – eine für den Assistenzberuf und die andere für die Weiterbildung?
Unser Beruf ist unglaublich toll. Jetzt habe ich die Chance gepackt, den Beruf neu auszurichten. Das ist das Spannende an unserem Beruf: Wir können den Assistenzberuf umgestalten und mit interessanten Aufgaben neu bereichern.

Eine positive Umschreibung, für etwas, das bei anderen Leuten Zukunftsängste auslöst.
Schon im meiner Masterarbeit bin ich zum Schluss gekommen, dass Chefs Assistentinnen brauchen – auch in Zukunft. Wo und wie sich eine Assistentin weiterentwickeln möchte, muss jede für sich selbst entscheiden. Der CAS bietet eine zusätzliche Möglichkeit.

Werfen wir einen Blick in die Glaskugel: Wie sieht der Beruf der Assistenz in 20 Jahren aus?
Ich glaube, der Ausdruck Assistenz wird irgendwann nicht mehr passen. Viel eher sehe ich künftig die Bezeichnung GL-Businesspartner. Wir werden wirklich Partner vom Management und sind nicht mehr Assistenzen, die das Protokoll schreiben. Denn Protokollschreiben in 20 Jahren, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Meiner Meinung nach sollten Fachkompetenzen und Social Skills noch mehr gestärkt werden, damit wir auch in 20 Jahren noch an der Seite der GL sind.

Zur Person

Kim Gunkel ist Direktionsassistentin mit einem Master in Business Administration in digitalem Management und Unternehmensführung (FH). Sie arbeitet als Assistentin der Geschäftsleitung und hat zusammen mit einem Geschäftspartner das Dienstleistungsunternehmen Shareau gegründet.

Zum CAS

Der CAS (FH) in Digital Office Management umfasst die Module Assistenz 4.0, Management und Finanzen, Projektmanagement, Digitalisierung, Informationstechnologien, Leadership, Präsentation und Managing Science. Der Weiterbildungslehrgang startet im April 2020 an der Kalaidos Fachhochschule in Zürich-Oerlikon. Mehr zu erfahren gibt es am Infoanlass vom 6. Februar 2020 und unter kalaidos-fh.ch.

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