Die Kunst der Zerstörung

Sehr praktisch und in vielen Büros unverzichtbar: Aktenvernichter zerschneiden Dokumente so, dass sie garantiert niemand mehr lesen kann. Miss Moneyenny erklärt, worauf es beim Kauf ankommt. 

Zugegeben, so richtig chic sind sie ja nicht. Mit ihrem klobigen Gehäuse verströmen sie den Charme eines Küchenunterschranks und das laute Knirschen und Brummen, das die Aktenvernichter von sich geben, macht es auch nicht besser. Aber sie sind enorm praktisch, denn sie vernichten Papier. Und nicht nur Papier, auch harte Ware wie Büroklammern, ID-Karten oder CDs und DVDs wird gnadenlos zerstört.

In Unternehmen sind Aktenvernichter nicht nur praktisch, sondern pure Notwendigkeit. Nämlich überall da, wo interne Firmendaten, etwa aus der Lohnbuchhaltung oder der Personalabteilung, noch auf Papier vorliegen. In Organisationen, die in der Forschung oder im Bereich Sicherheit tätig sind, ist die sorgfältige Vernichtung von Dokumenten überlebenswichtig. Dementsprechend gibt es bei den Geräten unterschiedliche Sicherheitsstufen. Sie reichen von den Stufen P-1 und P-2, bei denen nur «harmloses» Material wie Broschüren oder Notizen beseitigt werden soll, über P-3 und P-4, bei denen es um interne und personenbezogene Informationen geht, bis zur höchsten Sicherheitsstufe P-7. Bei Letzterer müssen streng geheime Dokumente so gründlich vernichtet werden, dass sie auch mit der besten Technik und dem höchsten Aufwand nicht rekonstruiert werden können.

Wer einen Aktenvernichter anschafft, sollte also zuerst überlegen, welche Sicherheits-stufe erforderlich ist. Je nach Stufe arbeiten die Geräte mit unterschiedlicher Technik. Bei Schreddern mit niedriger Sicherheitsstufe zerschneiden zwei gegeneinander versetzte Stahlwellen das Papier in Streifen. Die spaghettiartig aus dem Aktenvernichter fallenden Papierstreifen kennt man ja aus Spionage-Thrillern. Doch in der Realität arbeiten Geräte, die geheime Infos vernichten, mit dem sogenannten Partikelschnitt. Dabei wird das Papier kreuzweise zerschnitten und landet als Konfetti im Auffangbehälter. Die High-Security-Geräte sind deutlich teurer und meistens auch lauter.

Unter Umständen ist es sinnvoll, zwei Geräte anzuschaffen: den grossen Aktenvernichter auf Rollen, der als zuverlässiges Arbeitstier alte Werbeflyer und Geschäftsbriefe frisst, und den fiesen kleinen Schredder für die Chefetage, der geheime Dokumente vollständig vernichtet.

Auch auf einige andere Punkte sollte man beim Kauf achten. Vor allem da, wo es um die Sicherheit des Nutzers geht. Denn die Geräte zerschneiden ja nicht nur ein bisschen Papier, sie arbeiten mit starken Motoren und messerscharfen Schneidewellen. Viele Modelle verhindern deshalb mit elektronisch gesteuerten Klappen, das man versehentlich in die Papierzufuhr greift, oder haben eine Lichtschranke, die das Schneidewerk automatisch ein- und ausschaltet. Ein bisschen Vorsicht beim Umgang mit den Schreddern ist trotzdem nicht fehl am Platz. Das Schmuckkettchen am Handgelenk in die Papierzufuhr baumeln lassen? Keine gute Idee. Sich mit langen Haaren über das Gerät beugen, während man den Stapel Papier einführt? Bitte nicht.

Ein bisschen Geld muss man für hochwertige Geräte schon in die Hand nehmen. Zwar gibt es bereits Einsteigermodelle für deutlich unter 100 Franken, die sind jedoch eher fürs Home Office gedacht. Im professionellen Einsatz beginnt die Welt der Papierschredder jedoch erst bei 200 oder 300 Franken. Ein weiterer Aspekt beim Kauf ist die Energieeffizienz. Gute Geräte schalten automatisch in den Stromsparmodus, wenn sie ein paar Minuten lang nicht mit Papier gefüttert werden.

Doch es lohnt sich. Wenn Sie beim Kauf das richtige Modell wählen, können Sie jeden Tag genussvoll zusehen, wie Papierstapel sich in Spaghettistreifen oder Konfetti verwandeln. Und abends gehen Sie beruhigt nach Hause. Denn die Dokumente mit den wertvollen Firmeninterna liegen jetzt als Konfetti im Aktenvernichter … 

Schutzklassen und Sicherheitsstufen

Die DIN 66399 regelt die Vernichtung von Datenträgern. Die Norm ist nicht ganz unkompliziert. Sie unterscheidet drei Schutzklassen, sieben Sicherheitsstufen und sechs Materialklassen.
Die Schutzklasse definiert, wie hoch der Schutzbedarf der Dokumente ist. In der Schutzklasse 1 etwa sind Dokumente wie Werbematerial, Notizen oder Briefe, die keine vertraulichen Informationen enthalten. Schutzklasse 2 ist für vertrauliche Dokumente wie interne Reports, Personal- und Finanzunterlagen gedacht. Klasse 3 gilt für sehr vertrauliche und streng geheime Dokumente, etwa aus den Bereichen Forschung oder Sicherheit.

Beim Material bilden beispielweise Papier, optische Datenträger  (CDs, DVDs), magnetische Datenträger oder Festplatten jeweils eine Materialklasse. Für jedes Material unterscheidet die Norm sieben Sicherheitsstufen. Für die Vernichtung von Papier sind das P-1 bis P-7. Die Stufen P-1 und P-2 sind für «harmlose» Dokumente wie Broschüren oder Werbematerial gedacht. Das Papier wird bei P-2 in maximal 6 mm breite Streifen zerschnitten. In Stufe P-3 dürfen die Streifen nur 2 mm breit sein. Wird das Papier in Partikel zerschnitten, dürfen diese nicht grösser als 320 mm² (z. B. 4 x 80 mm) sein.

Am gängigsten ist die Sicherheitsklasse 4. Damit lassen sich bereits interne Daten sicher vernichten. Die Streifenbreite darf 6 mm nicht überschreiten, Partikel dürfen nicht grösser sein als 160 mm² (beispielsweise 4 x 40 mm). Die höchste Sicherheitsstufe P-7 verlangt eine Streifenbreite von 1 mm, die Partikelfläche beträgt maximal 5 mm². Diese Sicherheitsstufe gilt für Dokumente mit streng geheimen Informationen und ist für die meisten Einsatzgebiete in Unternehmen nicht nötig.

 

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Mehmet Toprak ist freischaffender Journalist.

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