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Gesund und fit im Job

Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden etwas Gutes tun wollen, bieten abwechslungsreiche Gesundheits- und Fitnessprogramme. Die Übungen können auch während der Arbeitszeit absolviert werden. Online-Plattformen machen es möglich, dass auch die Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice mitmachen.

Gesundheit war für Unternehmen schon immer ein Thema. Seit vielen Jahren spendieren Betriebe ihren Mitarbeitenden einen Zuschuss für die Anschaffung von Laufschuhen oder den Vertrag mit dem Fitnessstudio. Die positiven Effekte einer zielgerichteten Gesundheitsförderung muss man nicht lange erklären. Die Mitarbeitenden sind produktiver, werden seltener krank und sind zufriedener mit ihrem Job. Studien zeigen, dass Bewegung die Menschen auch kreativer macht, etwa bei Problemlösungen.

Die Fitnessbegeisterung in Unternehmen hat in den vergangenen Jahren weiter Fahrt aufgenommen. Eine Studie vom Juni 2020 der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit stellte bei einer Befragung von 41 Schweizer Unternehmen fest, dass nur ein Unternehmen keine Bewegungsförderung anbietet. Der Trend geht dabei weg vom blossen Zuschuss für sportliche Aktivitäten in der Freizeit hin zu ganzheitlichen Angeboten innerhalb des Unternehmens. Das Wohlbefinden der Mitarbeitenden ist heute ein zentrales Element der Arbeitskultur. Fachleute sprechen daher vom Betrieblichen Gesundheitsmanagement, kurz BGM. Dementsprechend haben besonders grössere Unternehmen in den letzten Jahren komplexe Inhouse-Plattformen und -Lösungen für die Belegschaft aufgebaut. Kleinere Unternehmen ziehen langsam nach.

Praxisnahe Angebote

Wie erfolgreiches Gesundheitsmanagement aussieht, weiss Katja Lukas, Senior Management Assistant, Building Products at Siemens Smart Infrastructure. Sie war wesentlich am Aufbau eines Fitnessangebots am Siemens-Standort in Zug beteiligt. Dabei konnte sie auf ihre Erfahrungen als Fitnessinstruktorin zurückgreifen. Sie setzte auf leicht zugängliche und praxisorientierte Angebote. «Wichtig war, dass die Mitarbeitenden schnell und mit wenig Aufwand trainieren können. Der Fitnessraum im Haus steht ganztägig zur Verfügung. Und die Trainingsmöglichkeiten gibt es für Anfänger wie Fortgeschrittene gleichermassen», erklärt Katja Lukas.

Auch individuelle Wahlmöglichkeiten gehören dazu. Urs Karkoschka, Head Wellbeing beim Pharmaunternehmen Novartis, sagt: «Unser Angebot ist holistisch, wir machen unseren Mitarbeitenden vielfältige Angebote, damit sie sich um ihr körperliches, mentales und soziales Wohlergehen kümmern können.»

Fitness während der Arbeitszeit

Während der Corona-Pandemie waren Fitnessräume im Betrieb oft geschlossen und die Kollegen ins Homeoffice verbannt. Das hat aber auch das Bewusstsein für die Bedeutung der Fitness am Arbeitsplatz noch einmal geschärft. Die Unternehmen setzen daher zunehmend auf Online-Plattformen, bei denen die Mitarbeitenden beispielsweise an Videokursen teilnehmen. Und dies nicht etwa nach Büroschluss, sondern während der Arbeitszeit. Denn Mitarbeitende, die den ganzen Tag vor dem Bildschirm verbracht haben, wollen verständlicherweise nicht auch noch nach Büroschluss eine Gymnastikstunde am PC absolvieren.

Wichtig ist, dass die Mitarbeitenden schnell und mit wenig Aufwand trainieren können.

Dass die Fitnessaktivitäten als Teil des Jobs verstanden werden, ist nach Meinung von Fachleuten ein entscheidender Erfolgsfaktor. «Die Angebote sollten eng in den Arbeitsalltag der Mitarbeitenden eingebunden sein. Aus unserer Sicht ist nur so ein Ansatz wirklich nachhaltig – auch nach einem Ende der Pandemie», erklärt Wellbeing-Experte Karkoschka. Das gilt dann auch für den klassischen Fitnessraum, wenn er trotz oder nach Corona zugänglich sein sollte. «Unser Fitnessraum im Haus steht ganztägig zur Verfügung. Die Wege dahin sind sehr kurz. Das fördert ein schnelles Training auch mal zwischen den Meetings oder direkt vor oder nach der Arbeit. Unsere Firmenkultur unterstützt das Training zu jeder Tageszeit», sagt Katja Lukas.

Ganzheitliches Gesundheitsmanagement

Basis eines erfolgreichen BGM ist dabei die systematische und zielgerichtete Ausrichtung der Kursangebote und Übungsmöglichkeiten. «Es geht dabei nicht um Wellness oder ein übertriebenes Sozialgebaren. Im Mittelpunkt müssen Gesundheit und die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen», sagt Silvia Colmenero, Fachspezialistin Gesundheitsmanagement bei Helsana Versicherungen AG. Die Versicherung berät Unternehmen in Sachen Mitarbeitergesundheit, hilft bei der Erstanalyse der Probleme rund um Fitness und Wohlbefinden, schult die Führungskräfte und begleitet bei der Planung konkreter Massnahmen und Übungseinheiten. Diese reichen von der klassischen Rückenschule über Stretching und Gymnastik bis hin zu Herz-Kreislauf-Training und Muskelstärkung. Ganzheitlich orientierte Health-Spezialisten gehen noch einen Schritt weiter. Sie beziehen Entspannungsübungen oder Yoga mit ein. Grössere Unternehmen organisieren oftmals Onlinevorträge zu Themen wie Ernährung, gesunder Schlaf, Stressabbau oder Burnout-Vermeidung.

Externe Dienstleister

Unternehmen, die hier nicht über eigene Expertise verfügen, greifen auf externe Dienstleister zu. Neben der bereits erwähnten Helsana Versicherungen bietet beispielsweise die Zürcher betteryou AG umfangreiche Lösungen für Unternehmen. Diese reichen von Beratung und Workshops bis hin zu massgeschneiderten Trainings für die Mitarbeitenden. Darunter ein Cateringangebot mit gesunder Kost für den Mittagstisch. Die BGM-Spezialisten starten mit einer Analyse der Arbeitssituation, typischen Tätigkeiten und gesundheitlichen Herausforderungen im jeweiligen Betrieb. Auf dieser Basis lässt sich ein Katalog mit individuellen Programmen und Fitnessangeboten für die Belegschaft erstellen. Allerdings nicht über den Kopf der Mitarbeitenden hinweg. «Entscheidend für den Erfolg von BGM ist, dass die Mitarbeitenden bei der Umsetzung der Programme miteinbezogen werden», erklärt Colmenero.

Ein erfolgreich realisiertes BGM führt auch zu Effekten, die nicht so offensichtlich sind. Wenn die Kollegen bereits im Büro etwas für die Fitness getan haben, können sie auch ihren Feierabend entspannter geniessen. Zufriedene Mitarbeitende sind in der Regel loyaler gegenüber dem Arbeitgeber und geraten nicht in Versuchung, bei geringfügigen Beschwerden «krankzumachen». Sie bleiben ihrem Arbeitgeber länger erhalten und tragen den guten Ruf des Unternehmens weiter. Ein Thema also, bei dem es eigentlich nur Gewinner gibt.

Tipps für die Fitness im Unternehmen

Viele Unternehmen wollen Fitness- und Wellnessprogramme für die Mitarbeitenden auflegen, ohne teure externe Dienstleister beauftragen zu müssen. Auf diese Punkte sollten Sie achten.

• Starten Sie niedrigschwellig mit einfachen Programmen, die für möglichst viele Mitarbeitende hilfreich sind. Übungen für den Rücken passen fast immer. Yoga und Vorträge über vegane Ernährung sind für den Anfang zu speziell.

• Bei den Trainings sollten auch Kolleginnen und Kollegen im Homeoffice mit beengten Platzverhältnissen problemlos mitmachen können.

• Besondere Sportgeräte sollten nicht nötig sein. Bevorzugen Sie Übungen auf Basis des eigenen Körpergewichts und Utensilien, die alle zu Hause haben.

• Regelmässige kurze Übungseinheiten sind ideal, 15 Minuten genügen.

• Setzen Sie Online-Trainingseinheiten an den Anfang oder das Ende von Meetings. Dann haben sich die Kolleginnen und Kolleginnen sowieso Zeit genommen und müssen keine Extrazeit freischaufeln.

• Stellen Sie Live-Trainings, Vorträge und Präsentationen als Aufzeichnung zur Verfügung. Mitarbeitende, die nicht dabei sein konnten, können diese später ansehen.

• Wenn Sie einen Fitnessraum im Haus haben, sollte dieser zentral gelegen und somit für alle leicht zu erreichen sein. Gute Belüftung ist selbstverständlich – auch nach Corona.

• Bitten Sie die Mitarbeitenden, das Gesundheitsprogramm aktiv mitzugestalten.

• Vielfalt und Abwechslung sind Trumpf. Entwickeln Sie die Trainings weiter, damit sie spannend bleiben. Die immer gleichen Übungen können noch so nützlich sein, sie machen irgendwann keinen Spass mehr. Basisangebote, wie etwa Entspannungsübungen für Nacken und Schultern, lassen sich für Interessierte ja trotzdem als Download bereitstellen.

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Mehmet Toprak ist freischaffender Journalist.

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