Interview

Mr. Digital am Assistants' Day 2020

Assistants’ Day Keynotespeaker Christian Bredlow im Gespräch über Agilität, Digitalisierung und Botschaften.

Agile Führungskräfte, agile Assistenzen – überhaupt Agilität, was bedeutet das genau?

Tja, was bedeutet agil? Das ist ein bisschen wie bei der Digitalisierung. Die eine und die richtige Agilität gibt es glaube ich nicht. Wenn wir sagen, dass wir agil sein wollen, haben wir eine vage Vorstellung. Wir wollen wendiger und schneller werden. Das ist irgendwie diffus. Einfacher wird es, wenn wir das Spiel umdrehen und uns fragen, was das Gegenteil von agil ist. Träge, faul, unbeweglich, müde, schwerfällig, behäbig, langsam – das will niemand sein. Und jedem von uns fallen Situationen ein, in denen wir so waren und uns hinterher geärgert haben. 

Digitalisierung ist Ihren Aussagen folgend keine Frage der Technologie. Was ist sie dann?

Digitalisierung ist eine veränderte Geisteshaltung. Es geht nicht um die neusten Computer oder Smartphones. Auch nicht um die Programme, die uns die IT-Abteilung installiert hat. Es geht immer um das Verständnis für die Zusammenhänge, die die Welt um uns herum gerade prägen. Wenn wir verstehen, wie die digitale Welt funktioniert, fällt es uns leichter, uns selbst zu digitalisieren.

Wenn wir verstehen, wie die digitale Welt funktioniert, fällt es uns leichter, uns selbst zu digitalisieren.

Inwiefern hat die Corona-Pandemie die Digitalisierung beschleunigt?

Wir erleben oft, dass Unternehmen so etwas sagen wie «Eigentlich müssten wir sofort …» oder «Grundsätzlich richtig, aber hier nicht anwendbar». Diese fürchterliche Pandemie hat Unternehmen und Mitarbeiter ganz plötzlich in eine neue Situation gezwungen. Das tat weh und es gab vieles, das nicht perfekt war. Es kam aber etwas auf, das wir gerne als digitalen Pragmatismus bezeichnen. Plötzlich hat die Arbeit von zu Hause funktioniert, Bedenken wurden hinter spannenden Lösungsansätzen zurückgestellt und es war überhaupt nicht mehr schlimm, wenn mal ein Kind oder eine Katze durch das Bild in der Videokonferenz gelaufen ist. 

Durch die Digitalisierung verändern sich Berufsbilder rasant und Routinearbeiten werden obsolet. Wie schaffen es Assistentinnen und Assistenten, nicht wegrationalisiert zu werden?

Viele Tätigkeiten wie Diktate schreiben und Termine machen, können heute schon ohne Weiteres automatisiert abgebildet werden. Das ist so und dagegen wird sich niemand mehr lange wehren können. Das schafft aber Freiraum für andere Tätigkeiten, die aus meiner Sicht schon immer zum Berufsbild von Assistentinnen und Assistenten gehört haben. Bauen Sie sich eigene Netzwerke auf zum Beispiel für die schwierigen Termine, seien Sie der Fels in der Brandung an völlig durchgetakteten Tagen, seien Sie der Themenradar, das zweite Paar Augen, um Ihren Vorgesetzten den Rücken frei zu halten. 
Oder gehen Sie das Thema proaktiv an: Sie kennen die Routinen doch am besten und haben die beste Sicht auf das, was bisher vielleicht nicht perfekt lief. Vielleicht leisten Sie den entscheidenden Hinweis zur gelungenen digitalen Transformation. Unternehmen wissen solches Engagement in der Regel zu würdigen. 

Welche Digitalisierungsausrede möchten Sie nicht mehr hören?

«Das geht nicht.» Es geht nämlich fast immer. Man muss sich nur mal etwas trauen. 

Ihre Referate sind eine Mischung aus Konfrontation und Faktenlage in Kombination mit Humor – müssen die Leute in Sachen Digitalisierung immer noch wachgerüttelt werden?

Manchmal. Viel wichtiger finde ich aber die Tatsache, nicht mit irgendwelchen Botschaften Angst zu verbreiten, sondern Bewegung zu erzeugen. In meinen Vorträgen mit meinen Kolleginnen und Kollegen in der Digital Mindset versuche ich eher zu ermutigen und Lust auf mehr zu machen. Und dabei wirkt eine Prise Humor Wunder, weil sie die Berührungsangst nimmt.

Ein Digitalisierungsexperte unter Hunderten von Assistentinnen. Was sind Ihre Erwartungen an den Assistants’ Day 2020? 

Ich freue mich riesig auf den Austausch vor Ort. Ich glaube, dass wir super viel voneinander lernen können und auch in den gemeinsamen Austausch kommen. Bin wirklich gespannt. Ausserdem ist es natürlich toll, endlich wieder vor einem grossen Publikum zu sprechen!

Anmeldung und Programm: assistantsday.ch

Christian Bredlow

ist Wirtschaftsinformatiker und Gründer sowie Geschäftsführer von Digital Mindset. Seine Hip-Hop-Vergangenheit kommt auch in seinen Vorträgen durch.

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