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Neuer App-Superstar Clubhouse

Die digitale Welt hat einen neuen Hype. Innerhalb weniger Wochen ist die Social-Media-App Clubhouse an die Spitze der Download-Charts gestiegen. Bei Redaktionsschluss liegt sie auf Platz 1, noch vor der Meeting-App Zoom und dem Messengerdienst Signal. News-Portale und Wirtschaftsmagazine berichten eifrig über den Superstar der iPhone-Apps. Nutzer schreiben begeisterte Rezensionen. Alle wollen dabei sein, so scheint es.

 

Was ist Clubhouse?

Clubhouse ist eine Audio-App. Die Nutzer eröffnen Gesprächsforen, auch «Rooms» genannt, in denen sie sich unterhalten. Eigentlich nicht viel anders als bei einer Telefonkonferenz. Man kann sich dazuschalten und mitdiskutieren oder wie bei einem Audio-Podcast einfach nur zuhören. Diskutiert wird zumeist über Politik, Kultur oder Gesellschaft, die Palette reicht vom Klimawandel über Innenpolitik bis hin zu Finanzen. Die Grundidee besteht darin, eine Plattform für lockere, spontane und gleichzeitig niveauvolle Gespräche zu schaffen. 

Die Unterhaltungen lassen sich auf einen bestimmten Teilnehmerkreis eingrenzen. Der Gastgeber (Host) bestimmt, wer sprechen und wer nur zuhören darf. Daneben gibt es auch die Möglichkeit, die Hand zu heben, dann kann der Gastgeber das Rederecht erteilen. 

Die Nutzer jedenfalls sind begeistert. Gelobt wird vor allem das hohe Niveau der Gespräche. «Sehr interessante App, mit interessanten Speakern», «extrem viel Wissen auf einem Haufen», «hochqualitative Gespräche», «spannende Leute, spannende Talks» – so lauten einige der Rezensionen im App-Store. 

Teilnahme auf Einladung

Mitmachen kann aber im Moment noch nicht jeder. Zwar kann jeder die App herunterladen, doch die Gesprächsräume betreten und mitdiskutieren darf nur, wer von einem etablierten Mitglied eingeladen wurde. Wer einmal Mitglied ist, darf zwei weitere Personen einladen und ebenfalls «Rooms» für eigene Diskussionsthemen eröffnen. Damit wird auch klar, warum die App Clubhouse heisst. Das Konzept erinnert an einen exklusiven Countryclubs, bei dem nur Mitglieder Zutritt haben. Für Kritiker steckt der altbekannte Trick der künstlichen Verknappung dahinter. Aber der Trick funktioniert offenbar. In den Kommentaren der App im Apple-Store bitten viele, man möge sie doch einladen. Auf eBay werden die begehrten «Clubhouse invites» für Geld angeboten, die Preise beginnen bei einem Euro und liegen im Durchschnitt bei 25 Euro. Manche hoffen, Kasse zu machen und verlangen 100 Euro und mehr.

Entwicklungsphase

Der Anbieter Alpha Exploration aus San Francisco hat allerdings eine andere Erklärung für die Begrenzung der Teilnehmerzahl. Es sei keineswegs die Absicht exklusiv zu bleiben. Die Programmierarbeit an der App startete erst im März 2020. Clubhouse befindet sich derzeit noch in der sogenannten Private-Beta-Phase. Zu viele Nutzer würden die App derzeit noch überfordern. Bei Redaktionsschluss war die Version 0.124 aktuell. Die Entwickler kündigen an, Clubhouse werde für alle Interessierten geöffnet, sobald die Technik dies ermöglicht. 

Und noch in einer anderen Hinsicht ist Clubhouse eine exklusive Angelegenheit. Die App ist derzeit nur für Apples iPhone oder iPod Touch mit iOS 13.0 oder höher erhältlich. Eine Android-Variante ist möglicherweise in Planung. Auf der Website von Alpha Exploration zumindest gibt es schon ein Stellenangebot für Android-Entwickler. 

Sammeln vieler Daten

Wer auf Datenschutz und Privatsphäre Wert legt, muss wissen, dass die App hier nicht zimperlich ist. Sie benötigt Zugriff auf die Kontakte im Adressbuch und die persönlichen Daten des Nutzers, darunter Name, Telefonnummer, Foto und E-Mailadresse. Clubhouse interessiert sich auch für Daten wie die Diskussionsthemen, in denen man sich engagiert, Funktionen, die man verwendet, sowie Dauer und Häufigkeit der Nutzung. Überdies werden die Gespräche mitgeschnitten, um «Zwischenfälle» (Incidents), untersuchen zu können. Gemeint sind damit Verstösse gegen die Regeln des Betreibers wie beispielsweise Beleidigungen oder Hassreden. Die Audiodaten der Gespräche sind laut Anbieter durch Verschlüsselung geschützt und werden gelöscht, wenn der «Room» geschlossen wurde.
Fazit: Wer sich an der Datensammelwut von Clubhouse nicht stört, bekommt eine originelle Alternative zu etablierten Social-Media-Diensten wie Facebook, Twitter oder Instagram. Das Konzept eines interaktiven Audio-Podcasts, bei dem man einfach nur zuhören oder spontan mitdiskutieren kann, ist jedenfalls vielversprechend. 

joinclubhouse.com/check-1-2-3
 

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Mehmet Toprak ist freischaffender Journalist.

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