Typgerecht

Diva, Kumpel oder Tyrann: In den Chefetagen tummeln sich Menschen jeden Schlags. Als Assistentin braucht man da vor allem gute Menschenkenntnis und eine Portion diplomatisches Geschick. Wer das hat, kann angemessen auf die Eigenheiten des Gegenübers reagieren und macht sich das Leben leichter. 

Der Stratege/ der Herrscher / der Autoritäre

Dieser Typ liebt alles, was aus dem Rahmen fällt. Er tut nur Dinge, die von Erfolg gekrönt sind und ihm etwas bringen. Seine dominante Art führt dazu, dass er im Mittelpunkt stehen und Anweisungen geben muss. Regeln und Anweisungen beherrschen die Arbeitsabläufe, weshalb jeder in seinem Umfeld weiss, was er zu tun hat. Dass er direkt und unverblümt kommuniziert, führt dazu, dass Sie immer wissen, woran Sie bei ihm sind.

Ein Chef dieses Typs liebt die Selbstdarstellung und scheut sich auch nicht davor, die Ideen anderer als seine eigenen auszugeben. Die Distanz zwischen ihm  als Führungskraft und den Mitarbeitenden bleibt stets gewahrt. Er lässt niemanden näher an sich heran und will auch von anderen nichts Persönliches hören.

Dos:

  • Immer schön sachlich. Auf Sachebene kommunizieren, persönliche Dinge und Gefühle interessieren ihn weniger.
  • Vorbereiten. Entscheidungsreife Vorbereitungen findet er sehr gut, er muss dann nur noch zustimmend nicken. Überlassen Sie die Entscheidung selbst aber auf jeden Fall ihm. Sie haben einen Feind, wenn Sie etwas entscheiden, das in seinen Bereich fällt.
  • Begleiten. Unterstützen Sie ihn in seinem Tatendrang und seiner Energie, dann wird er Sie schätzen und seine Erfolge vielleicht auch mit Ihnen teilen.  
  • Nicken. Stimmen Sie ihm zu, «bewundern» Sie ihn, stellen Sie ihn auf ein Podest, dann können sie ganz viel bei ihm erreichen.  

Don’ts:

  • Ungefragte Vorschläge. Machen Sie oder die Kollegen keine Verbesserungsvorschläge, es sei denn, der Chef fragt danach.
  • Widersprechen. Vorsicht mit offenem Widerspruch, diesen schätzt er gar nicht und verzeiht ihn auch nicht.
  • Nebenschauplätze. Verzichten Sie auf Nebensächlichkeiten, diese sind nicht zielführend.
  • Blossstellen. Wenn Sie dies tun, suchen Sie sich am besten ganz schnell eine neue Stelle.

Der Ordnungsfanatiker / der Pedant

In seinem Büro herrscht Ordnung. Alles liegt akribisch an seinem Platz. Hüten Sie sich davor, jemals etwas «unordentlich» hinzulegen.
Er ist sehr diszipliniert, auch was die Zusammenarbeit mit Ihnen anbelangt. Termine und Zusagen werden eingehalten und genau das erwartet er auch von den anderen.
Die hohen Ansprüche, die er an sich stellt, überträgt er auf alle. Er ist distanziert und legt auch nur wenig Wert auf privates Geplänkel. 

Dos:

  • Fakten. Zahlen und Daten sind sein Metier, alles andere nimmt er nicht wahr. Wenn Sie seine Dokumentationen in Zahlen und Tabellen aufarbeiten, können Sie Pluspunkte bei ihm sammeln.
  • Sachebene. Lassen Sie Emotionen aussen vor und kommunizieren Sie mit ihm am bes-ten auf der Sachebene. Wie es den anderen geht, interessiert ihn nur wenig.
  • Konform verhalten. Wer sich an seine Regeln hält, arbeitet auch gut mit ihm zusammen. So einfach ist das.
  • Kontrollieren. Schauen Sie alle Unterlagen, die Sie für ihn erstellen, lieber zweimal durch. Das kostet zwar Zeit, stellt ihn aber zufrieden.

Don’ts:

  • Lässigkeit. Seinen Hang zur Qualitätskontrolle missachten und lässig werden, geht überhaupt nicht.
  • Emotionen. Wenn sein Gegenüber emotional reagiert, macht ihn dies hilflos, denn damit kann er beim besten Willen nicht umgehen. Unter Umständen entwickelt er dann sogar einen Hang zu Aggressivität.
  • Fehler. Machen Sie einmal einen Flüchtigkeitsfehler, wird er in Zukunft immer misstrauisch sein.

Der Chaot / der zerstreute Professor / der Kreative

Wie der Titel schon sagt: Hier haben Sie es mit einem vermeintlich planlosen Typen zu tun. Er ist ein hektischer Mensch, der gern von einer Ecke zur anderen rennt. Er selbst hat aber durchaus einen Plan. Als extrem spontaner Mensch, der sehr enthusiastisch ist und sich von allem begeistern lässt, sagt er zu allen Projekten erst einmal ja. Diese Euphorie wirkt durchaus ansteckend auf sein Umfeld. Im zwischenmenschlichen Umgang ist der Chaot sehr liebenswert und lässt selten ein böses Wort gegenüber anderen fallen. 

Dos:

  • Abstimmen. Unbedingt. Ein kurzes Gespräch pro Tag ist Pflicht, schliesslich müssen Sie wissen, was auf sie zukommt.
  • Ruhe bewahren. Wer ebenfalls anfängt, hektisch umherzurennen, sorgt nur für mehr Nervosität. Mit einem Lächeln erreichen Sie mehr.
  • Farben. Nutzen Sie bei Ordnungsmitteln Farben, Chaoten sind sehr kreative Menschen und Farben unterstützen ihre Kreativität.
  • Kopieren. Machen Sie von allen wichtigen Unterlagen eine Kopie. Alles was erst einmal im Büro Ihres Chefs gelandet ist, sehen Sie nie wieder.
  • Lernen. Stellen Sie sich auf seinen Ideenreichtum und seine vielseitigen Interessen ein, Sie können viel bei ihm lernen. Er steht auch allen Anregungen, die von Ihnen kommen, aufgeschlossen gegenüber.
  • Listen. Erstellen Sie eine Liste mit allen Dingen, die Sie ihm gegeben haben, damit sind Sie auf der sicheren Seite

Don’ts:

  • Dokumente anvertrauen. Geben Sie ihm nie Originale, die verschwinden im Nirgendwo.
  • Aufräumen. Auf seinem Schreibtisch Ordnung zu machen, wäre ein Drama, denn er beherrscht sein Chaos. Machen Sie Ordnung, findet er nichts mehr.
  • Schlechte Laune. Negative Stimmung stört ihn in seiner Welt, seien Sie ihm gegenüber stets positiv gestimmt.

Der Choleriker

Dieser extrem emotionale Charakter beherrscht die gesamte Klaviatur der Aggressionen. Sein Verhalten ist nie vorhersehbar. Wenn etwas Unangenehmes geschieht und Sie glauben, er explodiere gleich, bleibt er die Ruhe in Person. Eine Fliege an der Wand aber kann ihn total aus der Bahn werfen. Alles, was er macht, macht er hektisch, Ruhe und Besonnenheit sind Fremdwörter für ihn. Seine Impulsivität bereitet seinem Umfeld oft Probleme. Ist sein Tobsuchtsanfall vorbei, wird er zur Liebenswürdigkeit in Person und spendiert Ihnen Kaffee und Glace. Machen Sie einen Fehler, explodiert er, hat es danacch aber gleich wieder vergessen.

Dos:

  • Samthandschuhe. Fassen Sie ihn mit Vorsicht an und versuchen Sie, Verständnis für ihn zu entwickeln. Er kann sein Verhalten nicht ändern.
  • Weggehen. Verlassen Sie bei einem Anfall getrost den Raum. Er nimmt es Ihnen nicht übel. Im Worst Case wirft er Ihnen einen Gegenstand hinterher, aber auch das bedeutet nichts.
  • Entspannen. Bleiben Sie gelassen, wenn es Ihnen möglich ist. Wem das auf Dauer nicht gelingt, ist gut beraten, sich etwas anderes zu suchen.
  • Bedacht. Bemerkungen und Antworten gut abwägen. Bitte nicht an ihn appellieren à la: «Nun beruhigen Sie sich doch». Das könnte schwerwiegende Folgen haben.
  • Perspektivenwechsel. Ändern Sie den Blickwinkel, er ist an sich eine arme Person, er hat die Tobsuchtsanfälle nicht im Griff.

Don’ts:

  • Laut werden. Nicht zurückschreien, dann wird er ganz gefährlich.
  • Auf sich beziehen. Den Schreianfall nicht persönlich nehmen, er meint nicht Sie.
  • Verharmlosung. Nicht herunterspielen: «Ist ja kein Grund sich aufzuregen». Für ihn ist es ein Grund und mit Ihrer Bemerkung machen Sie ihn eher lächerlich.

Der Kumpel / der Harmonische

Man könnte meinen, dieser Typ käme direkt vom Meditieren, so gelassen wirkt er jedenfalls. Er ist stets total entspannt, manchmal wirkt er dabei sogar teilnahmslos. Wenn etwas nicht sofort klappt, ist er sehr geduldig. Bei diesem Chef wissen Sie immer genau, wie er sich verhält, sein Verhalten ist sehr vorhersehbar. Seine neutrale Haltung in Konfliktsituationen macht eine Zusammenarbeit nicht immer einfach.

Dos:

  • Emotion. Sie sollten auf der Beziehungs- und Appellebene mit ihm kommunizieren, da erreichen Sie ihn am besten.
  • Fragen. Verschaffen Sie sich Zugang zu seiner Welt. Wenn Sie wissen, wie er die ganze Sache sieht, erleichtert dies die Zusammenarbeit.
  • Frohsinn. Schaffen Sie positive Stimmung, das wird er Ihnen stets danken; das gilt übrigens auch für seine Umgebung, für sein und ihr Büro. Ein plätschernder Brunnen in seinem Büro ist keine Seltenheit.
  • Vorschläge. Er ist dankbar, wenn Sie ihm Ideen unterbreiten, er wird selten etwas ablehnen.
  • Distanz. Wahren Sie den nötigen Abstand, er ist und bleibt der Chef.

Don’ts:

  • Ausnutzen. Seine Gutmütigkeit auszunützen, wäre fatal, er spürt es und wird sich dafür rächen.
  • Enttäuschen. Bitte nicht glauben, dass es ihm an Autorität mangelt, er glaubt einfach an das Gute im Menschen. Aber wehe, er wird enttäuscht, dann schlägt alles ins krasse Gegenteil um.

Eine solche Typologie kratzt naturgemäss nur an der Oberfläche. Ganz eindeutig klassifizieren lassen sich die wenigsten Chefs. Vielleicht vereint Ihr Vorgesetzter je nach Tagesform auch ein bisschen etwas von verschiedenen Charakteren. Gut zu wissen, wie man sie in solchen Momenten am besten zu nehmen hat.

 

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Sibylle May ist Trainerin, Coach und Mediatorin. beratungsbuero-may.com

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