Dress for Success

«50 Paar Schuhe? Eine gute Zahl»

Seriosität ist wichtig, aber nicht um jeden Preis, findet Star-Stylist Clifford Lilley. Mit der vermeintlichen Lange­weile von Business-Outfits müsse sich niemand abfinden. Rund um Anzug und Deux-pièces gibt es noch jede Menge Spielraum.

Herr Lilley, wenn man sich mit Businessmode für Frauen beschäftigt, bekommt man das Gefühl, es gäbe mehr Regeln als Freiräume. Gibt es zu viele Einschränkungen?

Clifford Lilley: Die Regeln sind nicht umsonst da. Wir brauchen sie. Aber wir brauchen auch den Mut und die Kreativität, sie zu brechen. Zumindest ab und zu. Doch es stimmt: Manchmal lassen sich Frauen im Business von diesen Regeln zu sehr einengen …

… und sehen am Ende alle gleich aus?

Genau. Alle in schwarzen Anzügen und im Deux-pièces. Das Problem liegt aber nicht bei mausgrauen oder dunkelblauen Basics. Denn eine schlichte Grundgarderobe, die Vertrauen und Seriosität ausstrahlt, ist wichtig. Am Ende geht es schliesslich ums Business.

Aber?

Das Problem ist, was Frauen aus den Basics machen. Seriosität ist sicher wichtig, aber nicht um jeden Preis. Auch in eine Business-Uniform kann man Leben bringen.

Worauf kommt es an, ob es nach Uniform oder nach Mode aussieht?

Auf den Schnitt, auf die Passform, auf die Silhouette. Farben sind sehr wichtig. Besonders bei den Accessoires kann man mit Farben die Wirkung eines Outfits verändern. Eine tolle Tasche, ein paar hochwertige Schuhe und Schmuck bringen gleich mehr Glamour. Es gibt nichts Schlimmeres als eine unelegante oder altbacken anzusehende Frau ohne irgend­ein Funkeln.

Woran mangelt es am häufigsten?

An einem Auge für Details. Die Menschen nehmen hin, dass sie in ihrer Business-Uniform nun einmal langweilig und öde aussehen. Aber das stimmt nicht. Es kommt immer auf das Drumherum an. Ich erzähle Ihnen eine Geschichte: Als ich in der Navy war, habe ich den Preis für den am besten angezogenen Matrosen gewonnen. Obwohl meine Uniform genauso aussah wie die aller anderen. Und warum? Ich habe darauf geachtet, immer einen akkuraten und guten Haarschnitt zu tragen, ich habe die Uniform ein kleines bisschen enger gemacht, als sie war. Vielleicht sogar ein bisschen enger als erlaubt war (grinst). Aber so hatte ich einen messerscharfen Look. Gerade die Frisur ist wahnsinnig wichtig. Und auch die Brille. Beides hat man jeden Tag auf oder im Gesicht. Dort darf man auf keinen Fall sparen. Und dann kann man selbst dann sexy aussehen, wenn man bloss einen Anzug trägt. Ausserdem ist es doch eine wunderbare Vorstellung, von der Arbeit nach Hause zu kommen und sich durch das Ablegen der Business-Kleidung auf eine Art von den Fesseln zu befreien. Ich finde es gut, dass Arbeit und Freizeit auch durch die Art unserer Kleidung getrennt sind.

Weitere Info

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Was sind für Sie die grössten Mode-Fehlgriffe?

Damensöckchen, deren Bund unter zu kurzen Hosen hervorblitzen und ein Stück weisses Bein zeigen. Dann lieber keine Söckchen. ­Unterm Rock sollte man hingegen immer eine Strumpfhose tragen. Ohne Strumpfhose kann eine Frau sich höchstens an den Strand oder zu einer Sommerparty wagen, aber nie ins Büro! Sie ist dann so gut wie nackt – und wer will bei einem Gespräch mit dem Chef schon nackt sein? Vor allem, wenn man irgendwo neu ist, sollte man sich penibel an die Regeln halten. Wer sich einmal einen vertrauenswürdigen Ruf aufgebaut hat, darf auch hie und da mal ausbrechen. Aber vorher lieber nicht.

Ist ein guter Look teuer?

Gute Basics sollten auf jeden Fall hochwertig sein. Oder aus dem Sale. Aber letztlich kann man Stil nicht kaufen. Nicht jeder mit viel Geld ist auch gut angezogen. Es gibt auch bei H&M oder Zara tolle Mode. Man muss bloss wissen, wie man günstige mit hochwertigen Stücken kombiniert.

Sind Jeans im Job erlaubt?

Selbstverständlich. Keine Frage. Das verbieten nur wenige Unternehmen und dort würde ich auch nicht arbeiten wollen (lacht).

Ich habe gelesen, zur Garderobe einer Frau gehören um die 50 Paar Schuhe …

Wirklich? 50? Hmm, 25 für den Winter, 25 für den Sommer. Es braucht hohe und flache sowie Stiefel und Stiefeletten und das alles in verschiedenen Farben. Doch ja, 50 scheint eine gute Zahl.

Was wären Ihre drei wichtigsten Tipps für Businessfrauen?

Erstens: Hände weg von sackartigen Kleidungsstücken, sie tragen immer auf und verstecken gar nichts. Zweitens: Farbe einsetzen und sei es auch nur ein bisschen. Drittens: Accessoires, Accessoires, Accessoires! Einen Schal kann man zum Beispiel auf so viele unterschiedliche Arten tragen. Man könnte jede Woche einen Schal-Workshop machen!

Wie wichtig ist Mode? Letztlich sind das doch nur Äusserlichkeiten, oder?

Die meisten Leute können es sich nicht erlauben so zu denken. Wer seinen gesunden Menschenverstand einsetzt, erkennt schnell, dass Äusserlichkeiten sehr wohl wichtig für uns sind. Es ist eben nicht so, dass alles erlaubt ist – auch wenn uns das heutzutage manchmal glauben gemacht wird. Für mich ist guter Stil darum immer etwas, das es sich lohnt anzustreben.

Zur Person

Clifford Lilley ist Imageberater und zählt zu den bekanntesten Stylisten in der Schweiz. Er ist durch seine Arbeit in  TV Shows und Werbespots in der Deutschschweiz bekannt. Lilley gibt Stil-Seminare für Unternehmen und Einzelpersonen. Er stammt aus Südafrika und wohnt seit 30 Jahren in der Schweiz.
www.clifford-lilley.com

 

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Stefanie Zeng ist Online Redaktorin bei Miss Moneypenny. 

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