Aha-Erlebnisse für Schweiz-Neulinge

Frau Schaer, Sie bieten «Stadtrundfahrten durch die Schweiz» an. Was kann man sich darunter vorstellen?

Karin Schaer: Ich möchte Menschen, die in unser Land kommen, zeigen, was sich alles hinter dem ersten Eindruck verbirgt und welche Vielfalt die Schweiz bietet. Ich nehme sie sozusagen mit auf eine Mini-Reise durch Geschichte, Tradition und Kultur.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Ich war 15 Jahre lang Flugbegleiterin bei der Swissair. Damals hatte man noch bis zu 17 Tage Aufenthalt bei Langstreckenflügen. Auf diesen Reisen habe ich gelernt, dass ich mich umso schneller akklimatisieren konnte, je früher ich Land und Leute verstanden hatte. So können Vorurteile erst gar nicht entstehen. Es ist doch schade, wenn man erst am Ende seines Aufenthalts die Kultur versteht. Ich biete das Aha-Erlebnis von Anfang an.

Was für Missverständnisse können denn auftauchen?

Wenn zum Beispiel ein Bergler bei der Begrüssung vielleicht noch die Hand in der Hosentasche hat und sich von der Körpersprache her abwendet, können Ausländer, die unsere Kultur nicht kennen, das sehr persönlich nehmen, obwohl es nichts mit ihnen zu tun hat.

Was bringt es Unternehmen, Gäste oder neue Mitarbeiter zu Ihnen zu schicken?

Ein Mitarbeiter, der sich wohl und zu Hause fühlt, ist motivierter. Das wirkt sich positiv auf seine Arbeit und sein privates Umfeld aus. Viele Expats bleiben hingegen in Expat-Communities und lassen das Land gar nicht in ihr Leben. Das ist doch schade. Wenn diese Mitarbeiter, ihre Partner und auch ihre Kinder von Anfang an mit praktischem Wissen zum Leben in der Schweiz versorgt werden, haben sie in ihrer Wahlheimat einen besseren Start.

Was für praktisches Wissen vermitteln Sie dort?

Wissen über die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Regionen und deren Bewohner oder nützliche Tipps zu den Jahreszeiten insbesondere in den Bergen. Aber nicht nur für Menschen, die hier leben wollen, sind meine Kurse interessant. Auch Geschäftspartner aus dem Ausland können mit dem informativen und erlebnisreichen Programm willkommen geheissen werden. Da mir viele Länder vertraut sind, kann ich mich auf Teilnehmer aus verschiedenen Kulturkreisen rasch einstellen. Zum Beispiel versuche ich, die Gäste in ihrer eigenen Sprache zu begrüssen. Ein paar Ausdrücke habe ich auch auf Arabisch, Indisch und Russisch auf Lager.

Sie wollen die Schweiz erlebbar machen. Wie geht das?

Ich möchte mit meinen Kursen alle Sinne ansprechen und setze stark auf die Wirkung von  Filmen, Bildern und Musik. Ausserdem verteile ich manchmal regionale Köstlichkeiten, wie ein Biberli. Die Veranstaltungen sollen zu einem echten Schweiz-Erlebnis werden. Ich mache auch Gruppenübungen, bei denen die Teilnehmer  Fotos den jeweiligen Jahreszeiten zuordnen sollen – denn Schnee bedeutet nicht automatisch Winter (schmunzelt). Und beim Mitsummen vom «Beichle-Juz» habe ich schon einige sehr berührte Teilnehmer erlebt.

Wie weit kommt man in ein, zwei Stunden?

Die Kurse sind sehr dicht und vollgepackt mit Wisse, das ich in den letzten vier Jahren zusammengetragen habe. Wissen, das zum Teil nicht einmal Schweizer kennen, wie zum Beispiel die Herkunft von Traditionen oder geläufigen Mundartausdrücken. Die Kunden können aus über 20 Modulen zu verschiedenen Themen wählen: Traditionen und Brauchtum, Städte und Regionen, Schweizer Knigge etc. Und wem zwei Stunden zu kurz sind, der kann jederzeit ein ganztägiges Seminar voller Geschichte und Geschichten buchen.