Assistenzen in der Medizin
Sie haben sich einer ganz bestimmten Branche verschrieben: der Medizin. Drei Assistenzen gewähren Einblick in ihre Arbeitswelt und zeigen, was den medizinischen Bereich für sie besonders attraktiv macht.

(v.l.) Stefan Keller, Sandra Fleig und Martina Bucher (Fotos: zVg)
Stefan Keller, Direktionsassistent Universitäres Tierspital, Universität Zürich
Am Universitären Tierspital der Universität Zürich trägt Stefan Keller gleich mehrere Hüte: Er unterstützt den Ärztlichen Direktor sowie die Finanzdirektorin bei administrativen Aufgaben und ist die erste Ansprechperson für Anliegen der Geschäftsleitung.
Darüber hinaus ist Keller aktiv in verschiedene Projekte eingebunden und unterstützt die Klinik für Zoo-, Heim- und Wildtiere sowie die Klinik für Radio-Onkologie und Medizinische Onkologie bei administrativen Aufgaben. Dazu zählt auch seine Funktion als Personalverantwortlicher, in der er sich um Ein- und Austritte sowie die monatliche Zeiterfassung kümmert. Zusätzlich betreut er die Drittmittel- und Forschungskonten der Kliniken.
Stefan Keller war nicht immer im medizinischen Bereich tätig. Vor seinem Wechsel ans Tierspital sammelte er Erfahrung in anderen Branchen: «Die Umstellung war spannend, weil sowohl das Arbeitsumfeld als auch die Fachterminologie neu für mich waren. Medizinisches Fachwissen war aber nicht erforderlich. Viele meiner administrativen und organisatorischen Fähigkeiten konnte ich direkt übertragen», berichtet er.
Besonders hilfreich war für ihn die dreimonatige Einarbeitung durch seine Vorgängerin. «Das Tierspital ist Teil der veterinärmedizinischen Fakultät. Die Prozesse und Abläufe sind sehr komplex. Eine gut strukturierte Einarbeitung hat mir enorm geholfen», erklärt er.
Sein Tipp für alle, die einen Branchenwechsel erwägen: Begegne den Herausforderungen mit Offenheit und Neugierde und scheue dich nicht, Fragen zu stellen.
Der Austausch mit anderen Assistenzen ist Stefan Keller ein besonderes Anliegen. «In meiner Rolle als Direktionsassistent koordiniere ich alle zwei Monate ein Treffen mit den Assistenzen des Tierspitals – insgesamt 13 Personen. In diesen Sitzungen pflege das Team einen regen Austausch, diskutiere relevante Themen und stelle sicher, dass wichtige Informationen aus der Geschäftsleitung weitergegeben werden.
Nebst der guten Zusammenarbeit mit den administrativen Kolleginnen und Kollegen schätzt Keller auch den Austausch mit Ärztinnen und Ärzten, Pflegepersonal und anderen Berufsgruppen im medizinischen Umfeld.
Erfüllend in seinem Berufsalltag sind für Keller die vielen Tiere am Tierspital. «Als Pferdemensch geht mir das Herz auf, wenn ich auf dem Areal unterwegs bin und Pferde sehe. Und so viele Hunde wie hier hatte ich noch bei keinem anderen Arbeitgeber!»
Sandra Fleig, Thoraxchirurgie Bethanien, Privatklinik Bethanien, Zürich
Seit Mitte 2019 arbeitet Sandra Fleig in der Thoraxchirurgie Bethanien innerhalb einer Privatklinik, die auf Lungenchirurgie spezialisiert ist. Ihr Vorgesetzter, ein selbständig tätiger Arzt, ist in der Klinik eingemietet, rechnet eigenständig ab und ist zusätzlich als Belegarzt sowohl in der Klinik als auch in einem Kantonsspital tätig.
«Diese Konstellation ist besonders, da Privatspitäler keine Listenspitäler sind, was zu vielfältigen Abrechnungsarten führt», erklärt Fleig, deren Aufgaben in der Praxis breit gefächert sind: So übernimmt sie unter anderem die gesamte Administration inklusive der Finanzen, koordiniert die ambulanten Sprechstunden und organisiert Meetings im In- und Ausland. Gelegentlich unterstützt sie zudem den Arzt bei medizinischen Handgriffen wie dem Entfernen von Drainagen oder dem Wechsel von Verbänden.
Vor ihrer Tätigkeit in der Privatpraxis war Fleig in verschiedenen Branchen tätig, sodass der Wechsel in den medizinischen Bereich für sie eine grosse Umstellung war: «Es ist ein völlig anderes Arbeitsumfeld, und man muss sich an neue Abläufe gewöhnen.» Nebst den organisatorischen Veränderungen musste sie sich in die Fachterminologie einarbeiten. Gleichzeitig stellte sie fest, dass der Umgang mit Patientinnen und Patienten eine andere Sensibilität erforderte als die Zusammenarbeit mit Geschäftspartnerinnen und -partnern.
Um sich optimal auf diese Herausforderungen vorzubereiten, absolvierte Sandra Fleig eine Weiterbildung zur Spital- und Arztsekretärin bei der Juventus Schule. Ein solides Fundament, denn Fleig kam 2019 nicht in eine bestehende Struktur, sondern baute die Privatpraxis gemeinsam mit ihrem Vorgesetzten auf. Doch wie sie betont: Ob man eine Praxis mit aufbaut oder in ein bestehendes Team kommt: Flexibilität, Offenheit für Neues, Lernbereitschaft und Interesse an der Medizin sind entscheidend.
Trotz ihrer eigenständigen Arbeit ist sie nicht allein. «Innerhalb der Klinik gibt es regelmässige Veranstaltungen für Assistenzen, und wir tauschen uns auch untereinander aus, wenn es Neuerungen oder Unklarheiten gibt.» Darüber hinaus nutzt Fleig Fortbildungsangebote von FMH, SVA, Juventus oder der Benedict-Schule.
Besonders erfüllend im Arbeitsalltag sind für sie die Momente, in denen Patientinnen und Patienten sich für die gute Betreuung und Organisation bedanken – «und natürlich, wenn sie mit einem positiven Befund die Praxis verlassen können».
Martina Bucher, Assistentin Leitung St. Anna im Bahnhof, Hirslanden Luzern
«Als ich mich entschied, ins Gesundheitswesen zu wechseln, absolvierte ich die Weiterbildung zur medizinischen Sekretärin», erzählt Martina Bucher. Kurz darauf konnte sie bei einem personellen Engpass im Sekretariat der Orthopädie einspringen. Es folgten weitere Einsätze am zentralen Empfang, in der Sportmedizin und in der Rheumatologie. «Im Vergleich zu meiner vorherigen Tätigkeit als Geschäftsleitungsassistentin beim Bund war der grösste Unterschied, ab dem ersten Tag grosse Freiheiten zu haben.» Besonders schätzte die Assistenz die Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes sowie die Möglichkeit, ihr Stellenprofil aktiv mitzugestalten. «Da ich die erste Assistentin an meinem Standort bin, konnte ich meine Rolle teilweise auf meine Stärken ausrichten.»
«Meine Hauptaufgaben ähneln denen meiner Kolleginnen und Kollegen in anderen Branchen.» So unterstützt Bucher ihren Vorgesetzten in der Administration, Kommunikation und Projektarbeit. Zudem ist sie die zentrale Schnittstelle zu Support-Abteilungen sowie zu externen Partnerinnen und Partnern. «Als Assistentin im Gesundheitswesen sind Organisationstalent, Kommunikationsstärke, Vertraulichkeit und Datenschutz essenziell», betont sie. Zudem brauche es Flexibilität und eine Affinität für Projektmanagement. «Eine neue Fähigkeit, die ich mir während der Ausbildung zur medizinischen Sekretärin angeeignet habe, ist zudem das Verständnis der medizinischen Terminologie.»
Den Einstieg in die medizinische Branche meisterte Martina Bucher erfolgreich, «auch wenn ich feststellte, dass hier etwas mehr Selbstvertrauen gefragt ist als in anderen Branchen». Ihr Tipp: Sei stolz auf deinen Beruf und deine Fähigkeiten als Assistenz.
Die Zusammenarbeit im St. Anna im Bahnhof sei sehr angenehm. «Der Austausch mit allen ist unkompliziert, effizient und lösungsorientiert. Es gibt keine langwierigen Sitzungen, Informationen werden gezielt weitergegeben.»
Besonders bereichernd empfinde Bucher die Begegnungen mit Patientinnen und Patienten. «Viele von ihnen sind nervös, ortsunkundig oder haben Schmerzen und sind für jede noch so kleine Unterstützung dankbar.» Da Ärztinnen und Ärzte sowie medizinische Fachkräfte oft unter hohem Zeitdruck stünden, sei zudem die Wertschätzung für ihre Unterstützung im administrativen Bereich gross – «und genau das macht meine Arbeit so erfüllend.»