Dress for Success

Jetzt langt's!

Managerin Nadine Heertsch hatte genug von schlecht sitzenden Blusen, die ihr ständig aus der Hose rutschten und deren Kragen stets mit dem Blazer kollidierten. Heute vertreibt sie über ihr Label Dollis Zurich Berlin extra lange Blusen für Businessfrauen, die garantiert dort bleiben, wo sie sollen.

Sie sind weiss, rosa oder hellblau, klassisch geschnitten und auffällig lang. Die Blusen von Nadine Heertsch sind anders. Aus gutem Grund: Die Managerin auf Executive Level arbeitete als Consultant in Zürich und pendelte für ein Projekt in Frankfurt zwei Jahre lang jede Woche zwischen den beiden Städten. «Wenn ich meinen Koffer in die Gepäckablage im Flieger legte, musste ich mich strecken, was zur Folge hatte, dass meine Bluse hochrutschte und mein Bauch entblösst war», erzählt die gebürtige Berlinerin. «Bückte ich mich, rutschte die Bluse hinten aus der Hose.» Ärgerlich, fand die 35-Jährige und machte sich auf die Suche nach Blusen, die sowohl schick als auch praktisch waren. Fündig wurde sie nicht. Daher beschloss sie, selbst Hand anzulegen.

2012 nahm Nadine Heertsch eine sechs-monatige Auszeit, brachte sich das Nähen bei, fertigte Blusenschnitte an und tüftelte so lange daran herum, bis sie zufrieden war. Nicht nur sind ihre Blusen so lang, dass sie garantiert nicht aus der Hose rutschen, sie hat auch den Kragen so vergrössert und verstärkt, dass er sicher unter dem Blazer sitzen bleibt. So will es der Knigge. Die Oberteile sind tailliert geschnitten, haben nur eine Rückennaht und lassen sich so auch leicht bügeln.

Im Januar 2013 liess sich Nadine Heertsch wieder anstellen, nur um im Mai endgültig zu kündigen und ihr eigenes Label Dollis Zurich Berlin zu gründen. Aufgewachsen ist Heertsch in Berlin, seit über neun Jahren wohnt sie in Zürich. Deshalb sind diese beiden Städte auch im Namen ihres Labels enthalten. Und Dollis? «In London gibt es eine U-Bahn-Station mit -Namen Dollis Hill, das gefiel mir», erzählt die Gründerin und lächelt.

Kleider machen Leute

Den Schritt in die Selbständigkeit hat sie nie bereut. Heute hat sie ihr Atelier in einer Containersiedlung in Zürich-Altstetten, gleich -neben dem neuen Strichplatz. Ihr Atelier hat die Ausmasse eines Schiffscontainers: zehn Meter lang und zweieinhalb Meter breit. Dort hat sie einen kleinen Arbeitsplatz eingerichtet und dort empfängt sie jeweils am Donnerstag-abend potenzielle Kundinnen. Natürlich trägt sie dabei eine ihrer Blusen, so auch bei unserem Treffen: eine perfekt sitzende hellblaue Bluse, dazu einen dunklen Anzug und polierte Schuhe. Die ehemalige Managerin weiss, wie man sich kleidet. Und sie weiss, dass Kleider Leute machen.

Die Prototypen ihrer Blusen hat Nadine Heertsch zwar selbst gefertigt, die eigentliche Produktion findet in Bosnien statt, in einer kleinen Manufaktur mit guten Arbeitsbedingungen und fairer Entlöhnung. Die erste Serie umfasste 150 Blusen in allen Grössen. Das Label ist noch klein, doch die Gründerin hat bereits grosse Pläne: Sie will Damenausstatterin für Businessfrauen werden, denn so etwas existiere kaum. Bereits hat Nadine Heertsch neue Ideen: «Ich will Blusen machen für die verschiedenen Formen der Frauen.» Eine Kollektion soll sich speziell an kleinere Frauen richten. Denn für die Journa--lis-tin zum Beispiel, mit einer Grösse von 1,63 Metern, sind die Blusen doch etwas sehr lang. Geplant ist auch eine spezielle Bluse für Frauen mit etwas mehr Oberweite, die aber dennoch eine schlanke Taille haben. Oder für Frauen mit schmalen Schultern, aber breiten Hüften.

Roadshow geplant

Doch nicht nur neue Modelle sind in Planung, zuerst will die Jung-Schneiderin ihre Blusen bekannter machen und plant etwa eine Roadshow bei Frauennetzwerken.

Der Jobwechsel brachte auch privat viele Veränderungen für Nadine Heertsch. Nachdem sie ihren gut bezahlten Job an den Nagel gehängt hatte, musste sie «downsizen», wie sie sagt: Die schicke Luxuswohnung tauschte sie gegen ein bescheideneres Heim ein, ein Leben auf grossem Fuss ist nicht mehr möglich. Um sich finan-ziell über Wasser zu halten, hat sie einen Nebenjob als Beraterin. Ab März will sie sich je zur Hälfte dem Nebenjob und zur Hälfte den Blusen widmen. Und ihre neuen Ideen in die Tat umsetzen.

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Online-Redaktorin HR Today

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