Smartphones

Tempo mit zwei Daumen 

Im Schnitt 76 mal benutzen wir die Tastatur auf unserem Smartphone jeden Tag. Doch die Tasten sind noch genauso angeordnet wie im 19. Jahrhundert, als die Schreibmaschine erfunden wurde. Fürs Handy taugt das nicht so gut. Zeit für eine Überholung. 

Als unsere heute bekannte QWERTZ-Tastatur entwickelt wurde, stand ein Ziel im Vordergrund: Die kleinen Hämmerchen der Schreibmaschine sollten sich beim schnellen Schreiben nicht ineinander verhaken. Die Tastatur wurde darum so konzipiert, dass möglichst oft zwischen links und rechts abgewechselt wird. 

Obwohl wir keine Hämmerchen mehr haben, hat sich die Tastatur bis heute gehalten. «Für das Schreiben mit zehn Fingern funktioniert sie auch ganz gut. Aber am Handy benutzen wir eben nicht zehn Finger», so David Eberle von Typewise. 

Viele Vertipper 

Stattdessen schreiben wir am Smartphone mit den Daumen. Eine Studie der ETH Zürich und Cambridge Universität mit 37000 Teilnehmern hat gezeigt, dass 74 Prozent auf dem Handy mit zwei Daumen schreiben. Und jeder kennt das Gefühl, wenn dieser mal wieder ein bisschen zu breit für die kleinen Tasten auf dem Bildschirm war. Dass wir die falsche Taste erwischen, ist eher die Regel als die Ausnahme: «Eins von fünf Wörtern beinhaltet einen Vertipper und zwar nach der Autokorrektur», weiss Eberle.

Das will er ändern. Mit Typewise haben er und sein Geschäftspartner Janis Berneker eine neue Tastatur für das Smartphone entwickelt, die den vorhandenen Platz deutlich besser nutzt als die QWERTZ-Tastatur. «Wir haben auf der gleichen Fläche den Platz optimiert und zwar mit Tasten in Hexagonform. Die sind möglichst rund und maximieren so die Übereinstimmung zwischen Finger und Taste», erklärt Eberle. Bis zu 80 Prozent weniger Tippfehler soll es so geben.

70 Prozent grössere Tasten

Nun ist der Mensch ja ein Gewohnheitstier. Aus diesem Grund ist die Buchstabenbelegung bei Typewise so nah wie möglich an der QWERTZ-Tastatur angelehnt. Vier Buchstaben liegen woanders. Zudem gibt es weder eine Shift- noch eine Löschtaste. So wird noch mehr Platz frei, für Tasten, die 70 Prozent grösser sind, als bei der gängigen Tastatur. 

Sowohl Grossschreibung als auch Löschen erfolgt bei Typewise durch verschiedene Wischbewegungen. «Löschen beispielsweise funktioniert mit einem Wisch nach links irgendwo auf der Tastatur. Man muss nicht mehr mühsam den Cursor genau dort platzieren, wo man löschen möchte», erklärt Eberle. Im Schnitt dauere es eine Woche sich an das neue Schreiben zu gewöhnen. «Vor allem die Muskulatur muss umlernen», weiss er. Und: «Es ist wirklich wichtig zu Beginn einmal das Tutorial zu schauen, um die verschiedenen Bewegungen zu verstehen», erklärt er. Dem Arbeiten an der «normalen» Tastatur komme Typewise nach seiner Ansicht nicht in die Quere.

Software lernt mit

Neben den grossen Tasten kann Typewise aber noch mehr. Die Tastatur erkennt automatisch, in welcher Sprache der Benutzer gerade schreibt und nervt dann auch nicht mehr, beim Versuch englischen Wörter auf deutsch zu korrigieren. Eine besonders gute Nachricht gibt es ausserdem für alle, die in Mundart schreiben: Die Software lernt die benutzen Wörter und korrigiert sie nach zwei, drei Tagen nicht mehr automatisch. Zudem kann der Nutzer eigene Abkürzungen definieren und gewinnt Zeit, weil Typewise häufig verwendete Email-Adressen automatisch vorschlägt. 

Und last but not least: Jeder kann die Farbe der Tastatur nach den eigenen Vorlieben anpassen. Pink ist auch dabei. 

Typewise gibt es für iOS und Android in den jeweiligen App-Stores. Die Standard-Version ist kostenfrei, die Premium-Version (z.B. für mehrsprachiges Schreiben oder zusätzliche Tastatur-Farben) kostet 10  Franken pro Jahr oder einmalig 25 Franken.

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Stefanie Zeng ist Online Redaktorin bei Miss Moneypenny. 

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